Wie diese beschaffen ist, belegt bereits der Opener „City Song“ mit aller Deutlichkeit. Zwischen einem knarrend bebenden Synthesizer-Nebel und kruder Perkussion predigt Frontmann Alexis Marshall in unheilverheißendem Sprechgesang minimale Lyrik über eine ausgestorbene Stadt, die in Kombination mit dem unheilvollen Soundgewand wie das niederschmetternde Resultat einer Endzeit-Katastrophe wirken. Die vorsichtig-progressive Dramaturgie des Songs erinnert dabei an die späteren Werke der Noise-Prog-Großmeister Swans – und selbst die dürften angesichts des markerschütternden Ausbruchs dieses Tracks wohl in Ehrfurcht erzittern. Die martialische Eskalation von „City Song“ setzt ein eindrückliches Brandmahl, das trotzdem gerademal den Auftakt zu einer verrückten Achterbahnfahrt durch sämtliche Gefühlsregionen menschlicher Angst bildet.
Die diversen Aspekte dieses schaurigen Horrortrips manifestieren sich in einer wahnsinnig gelungenen Variabilität innerhalb der zehn Kompositionen. „The Reason They Hate Me“ stellt ein gnadenlos schnelles Terror-Gewitter aus scharfen Elektronik-Messerstichen dar, das über seine gesamte Dauer niemals seine Ruhelosigkeit aufgibt. Das grandiose „Satan In The Wait“ schlägt ein wesentlich langsameres Tempo an, erzeugt dabei aber mit seinen klagenden Arpeggien dramatischen Kummer. „Less Sex“ wirkt dagegen im Mittelpunkt des Albums fast schon als dringend notwendiger Ruhepol, bewirkt dabei aber trotzdem mit seinen extraterrestrischen Soundwänden ein Gefühl von abnormer Unwirklichkeit.
„You Won’t Get What You Want“ lässt einen fassungslos zurück, weil es die pure Fassungslosigkeit in Audioform verkörpert. Daughters haben mit ihrem vierten Album blanken Nerventerror inszeniert, der nicht leicht zu schlucken ist, aber mit jeder mutigen Neuerkundung immer und immer drastischer zu klingen scheint. Der finale Schlusspunkt ist das schlussendliche Resignieren vor dem inneren Krieg. Alexis Marshall fleht in einer immer verzweifelter werdenden Klimax um die Befreiung aus einem düsteren Albtraum: „I’ve been knocking and knocking/ Let me in“. Seine Gebete bleiben unerhört. Das Album schließt mit einem apokalyptischen Orchester, das kaum andere Schlüsse als das Scheitern an der eigenen Schwäche zulässt. Die Furcht wird in diesem Moment perfekt und zeugt gleichzeitig von grausiger Schönheit. Daughters setzen damit das perfekte Requiem auf ein Album, an das man sich noch in vielen Jahren erinnern wird.