„Gott bewahre“ mag vielleicht sein bestes Buch sein, allerdings kommen diese beiden ganz knapp dahinter. Wir gehen zurück ins Ende der 90er, den Höhepunkt der Britpop-Welle. Steven Stelfox ist A&R Manager bei einem großen Lable und lebt sein Leben auf der Überholspur, ohne diese je betreten zu haben. Auf der Suche nach dem nächsten großen Hit, dem nächsten großen Talent, der fetten Kohle und natürlich einer Unmenge Sex, unfassbar vielen Drugs und dem dazugehörigen Rock 'n' Roll, verliert er immer mehr die Kontrolle über seinen Job und sein Leben. Dabei zieht er einige mit runter und ist bereit, alles zu tun, um sich da wieder rauszubringen. Wirklich alles.
Damit ist der Plot des ersten Buches „Kill your Friends“ ganz gut zusammengefasst, ohne zu viel zu verraten. Doch viele Übriggebliebene aus dieser Zeit schätzen dieses Buch, auch wegen seiner Authentizität. Das Buch ist derb. Brutal, blutig, stellenweise auch ekelhaft und verstörend, doch es hält den Zeitgeist des Business' in dieser Zeit angeblich gut fest.
Das zweite Buch „Kill 'em all“ springt in die heutige Zeit. Stelfox ist inzwischen kein A&R Manager mehr, sondern lässt sich auf Honorarbasis engagieren, wenn es „Probleme“ gibt. Und die gibt es! Der ehemalige Mega-Pop-Star Lucius Du Pre ist inzwischen nicht mehr als ein pädophiler Junkie, der auf seinem riesigen Anwesen nichts macht außer Kinderserien zu schauen, sich Drogen verabreichen zu lassen und eben seiner kranken Neigung nachgehen. Gleichzeitig ist er einerseits pleite und wird andererseits von Eltern erpresst, die das ihrem Kind widerfahrene Leid ausnutzen wollen. So wird Steven Stelfox eingeschaltet, dem absolut kein Mittel zu hart ist.
Die Parallelen zur Realität sind in diesem Buch besonders hat und dass mit Lucius Du Pre auf Michael Jackson angespielt wird, ist beinahe lächerlich offensichtlich. Das Anwesen heißt dort nur nicht „Neverland“, sondern „Narnia“. Dennoch ist das Buch eine sehr drastische und beängstigende „Was-wäre-wenn“-Vorstellung und vermutlich gäbe es niemand Genialeren als John Niven, der das umsetzen könnte und sich diesem unglaublich heiklen Thema nähern könnte. Beide Bücher sind an Spannung schwer zu toppen.
Fun Fact: Von „Kill your friends“ gibt es eine Hörbuchversion, die von Bela B. Gelesen wird.