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Blaufuchs und „Daran wird es nicht scheitern“ - Doch

Ein Debütalbum, das stark anfängt aber leider auch nachlässt. Man erhofft sich mehr und wird es nur in Teilen bekommen. Blaufuchs zeigen trotzdem, dass etwas in Ihnen steckt. Ob sie an sich selbst scheitern, muss Jede*r für sich heraushören.

Der erste Song ist gleichermaßen mit makaberem Witz und erschreckender Aktualität gefüllt. Reden von Politiker*innen und Greta Thunberg werden im Intro eingespielt und fließen in den ersten Song, der die die Thematik beibehält. Es geht um das Wegschauen, den Scheuklappenblick aufsetzen und das Schlechte der Welt ausblenden, um einen schönen Tag zu erleben. Doch wegschauen ist "leider“ keine Option bei all dem Mist, der im eignen Land und in der Welt passiert. Blaufuchs starten ihr Album „Daran wird es nicht scheitern“ mit einem textlich starken Poprock-Song. Etwas enttäuschend sind die vier darauffolgenden Titel, denn das anschließende „Unterwegs“ klingt leider wie ein 08/15-Popsong und Besserung gibt es erst im späteren Teil des Albums. Der Song ist gut, allerdings zu simpel. Man weiß zu Beginn bereits, wie der Rest klingen wird. Für manche ist das genau das richtige, für andere ein weiterer, normaler radiotauglicher Song und da hört die Geschichte auf. Dabei ist der Text echt toll geschrieben, nur in der Umsetzung fehlt das gewisse Quäntchen Etwas, um den Funken wirklich überspringen zu lassen. Dafür gibt es 1-2 schöne Akkordwechsel in der Bridge und im Outro - immerhin.

Schade ist, dass diese Formel scheinbar die ist, mit der Blaufuchs die meiste Zeit auf ihrem Album arbeiten. Intro, Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, ein etwas ruhigerer Part bei drei Viertel des Songs und dann noch einmal aufdrehen, bevor die 2:30 Minuten gefüllt sind - das gibt es schon zuhauf. Für TV-Auftritte im ZDF oder bei RTL eignet sich die Musik hervorragend, aber ist dass das Ziel? Auch wenn der Startschuss des Albums viel verspricht, lässt die erste Hälfte mit Leidenschaft auf sich warten. „Keine Angst“ reißt das Ruder allerdings wieder rum. Das Feature mit 100 Kilo Herz und ZSK schließt an den ersten Track an und zeigt endlich Zähne und Bissigkeit. Dieser Song ist wirklich gut. Eine Empfehlung für die nächste Demo gegen Rechts!  Als ruhiger Song des Albums überzeugt „Dilemma“ im schönen 6/8-Takt untermalt mit einem Streichersatz. „Erwachsen werden heißt: Ich finde die Distanz.“ Ein starker Satz im Song, ein Denkanstoß für Deep-Talks und eine wirklich schöne Ballade.

Die letzten Songs „Fischer“ und „Angekommen“ bügeln aus, was der Beginn des Albums nicht konnte. Zwar immer noch die gleiche Formel, aber trotzdem solider Rock und sogar ein paar Bläser im letzten Song. Man darf auf musikalische Wandlung hoffen, damit Blaufuchs wirklich richtig gut werden. Sie haben schon viel geschafft, doch um lange zu bleiben fehlt es an musikalischer Vielseitigkeit, die ein ganzes Album durch und durch interessant halten könnte. Starker Anfang, eine nachlassende Mitte und ein akzeptabler Schluss.

Fazit

4.5
Wertung

Es klingt gut, aber etwas zu glatt, zu generisch, zu einfach. Denn um diesen Weg als Band zu beschreiten (Label, Album, Tour) bedarf es Können und Talent. Man kann also davon ausgehen, das alles vorhanden ist. Nur nicht in den meisten Songs der Platte. Ihr habt das Zeug zur Größe, traut euch!

Jan-Severin Irsch