ZSK in der Tante Ju Dresden: Als wäre nichts gewesen

Drei Jahre später und fast fühlt es sich an, als wäre all das Schlimme der letzten Jahre nie gewesen. Es ist wieder ZSK, wieder Dresden, wieder die Tante Ju und wieder bin ich mittendrin. Irgendwie schön, aber auch surreal!

Irgendwie sind Konzerte von ZSK etwas sehr Eigenes. Denn trotz der Tatsache, dass sich die Shows immer recht ähnlich anfühlen, schaffen es die Skatepunks aus Berlin wieder und wieder, mich und viele andere in ihren Bann zu ziehen. Deswegen begebe ich mich knapp drei Jahre nach ihrem letzten Dresden-Konzert in der Tante Ju wieder an den gleichen Ort, um mir erneut ZSK anzusehen. Leider nicht draußen, wie eigentlich angekündigt. Aber dafür dann als Gruppensauna im gemütlichen Innensaal.

In der Location angekommen steigt auch schon die Vorfreude, denn auf den ersten Support habe ich besonders viel Bock. The Dead End Kids sind die Lokalmatadore des Abends und wachsen gerade stetig. Ihr Glitzerpower-Punk ist aggressiv, schnell und fast einzigartig. Trotz der Tatsache, dass vor der Bühne noch recht wenig los ist, gibt die Band alles, als wäre heute noch das Ende der Welt (HA, get it?). Schlanke 30 Minuten, einen neuen Song des 2023 erscheinenden neuen Albums, viel Schweiß und grandiose Freude über diesen hervorragenden Opener später wird es auch schon fast Zeit für die nächste Band. Schön, die Tante Ju haben endlich ihr Radeberger gegen ordentliches Bier getauscht, damit lässt sich die Wartezeit zum zweiten Support gut vertreiben.

Blaufuchs starten ihr Set mit „Schöner Tag“ und nun ist die Tanzfläche auch schon etwas mehr gefüllt. Es folgt eine weitere halbe Stunde Punkrock, inklusive Gastpart von Joshi und sehr viel Blaufuchs. Nachdem ihr Album bei uns ja ziemlich mittelmäßig wegkam, war ich davon überzeugt, dass sie live sicher ein Stück weiter in Richtung „Gut“ sind. Leider können mich Blaufuchs auch hier nicht so recht überzeugen. Während viele der Songs live mehr aus sich herauskommen und die Dynamik durch die Präsenz der Band stark ansteigt, fehlt mir oft weiterhin der Funke, auch, weil dann doch zu wenig los ist und das Publikum sich so gut wie nicht bewegt, selbst an den Stellen, an denen es möglich und sinnvoll wäre. Weiterhin sehr schade, aber nicht nur die Schuld der Band.

Nach einer weiteren kurzen Umbaupause fällt auch schon der Vorhang für ZSK, welche überraschend mit dem Song „Alles steht still“ beginnen, kurzer, knackiger Backlash ins Jahr 2006. Darauf folgt ein wahres Klassiker-Set und eine wunderbar bunte Mische aus dem Gesamtwerk der Band. Es überrascht sehr, wie wenig man manchen Songs ihr Alter anmerkt, das ist sowohl gut zu hören als auch erschreckend, da manche der Themen noch oder sogar wieder aktuell sind. Aber auch die neueren und neusten Songs knallen sehr gut. Egal ob „Alle meine Freunde“ oder die ersten Vorboten des neuen Albums „HassLiebe“, welches Anfang 2023 erscheint. Währenddessen steht weder die Bühne noch die Tanzfläche still. Joshi springt, brüllt und lässt das Publikum gehörig mitmachen und das trotz der Tatsache, dass die Tante Ju weniger gefüllt ist als noch vor drei Jahren.

Emotionaler Höhepunkt ist dann der Song „Stuttgart“, welcher von Joshis Mutter handelt, welche gestorben ist, während er mit der Band auf Tour war und sie kurz vor einem Auftritt standen. Eigentlich mag ich solche Taschenlampen-Momente nicht, in diesen Fall mit einem der seltenen ruhigen ZSK-Songs kickt so was aber noch mal anders. Ebenso ist der Song „Antifascista“ immer wieder einer der großen Momente in einem Konzertjahr. Nicht nur kennt jeder den Song und die Worte irgendwie, auch die Energie, die schon kurz davor freigesetzt wird, ist unvergleichlich.

Alles in allem war es mal wieder ein ZSK-Konzert. Das kann man nun bewerten wie man möchte. Ich persönlich habe es erneut genossen und bin überrascht, wie sehr es dann doch weiterhin zieht. Nächstes Jahr werden ZSK übrigens 25 Jahre alt und wenn ich Zeit hab, dann lest ihr hier bestimmt ein paar Worte zum Berlin-Konzert!