Eine ganz große Stärke der Platte ist ihre Frische und Unvorhersehbarkeit. Schon die allererste Single “Europa” war ein erster Einblick in diese Varianz, öffnet sich der Song doch nach knapp der Hälfte akustischem Lament zu einer wild-epischen Hymne auf die eigene Verklärung. Von der Reflexion, dass er bisher dachte, Europa sei eine Festung der Unsterblichkeit, kommen die Nerven schon auf dem nächsten Track zu der Erkenntnis, dass auch in Deutschland jeden Tag gestorben wird. Der Tod, seine Metaphern und seine Rezeption sind ein Thema, das sich durch das gesamte Album zieht. Die folgenden Songs beleuchten, so könnte man es interpretieren, die verschiedenen Facetten des gesellschaftlichen Dahinsiechens, die uns die Nerven auf der Makroebene schon mit den ersten beiden Tracks so eindrucksvoll aufgezeigt haben. Von Paralyse und Hybris (“Keine Bewegung”) über Ohnmacht und Kontrollverlust (“Alles reguliert sich selbst”) bis zur völligen Gleichgültigkeit (“Ganz egal”).