Mein Lieblingssong zum Thema: "Konzertopener"

Einmal monatlich stellt die Redaktion ihre ganz persönlichen Lieblingssongs zu einem Thema zusammen. Diesen Monat schwelgen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge in Erinnerung an unsere liebsten Konzert-Eröffnungssongs.

Wenn man - wie viele Mitglieder dieser Redaktion - auf Konzerte geht wie andere Leute zum Wochenmarkt (naja, zumindest unter normalen Umständen), kann es durchaus schon mal vorkommen, dass man bis kurz vor einem Konzert verpeilt, dass man überhaupt ein Ticket hat. So ging es mir zumindest bei dem Konzert, auf dem mein Lieblings-Konzertopener gespielt wurde. Es war im Dezember und es war in Hamburg. Am morgen fragte ein Freund mich, wann wir denn den Zug nehmen wollten, worauf ich perplex erwiderte: “Hä?” 

Nach einer kurzen Aufklärung war ich dann im Bilde und begann gehetzt meine Sachen zu packen und nach Hamburg zu fahren. Dort spielten Heisskalt ihr Jahresabschlusskonzert im Mojo Club. Meine Vorfreude wurde auf der Zugfahrt etwas dadurch gedämpft, dass ich ein wenig kränkelte. Trotz Kopfschmerzen und Müdigkeit schleppte ich mich dann trotzdem in den Club und wurde vor Konzertbeginn in einen stickig warmen Mantel aus dumpfer Goa-Musik gehüllt, die dem Abend etwas Fiebertraum-artiges gab.

Nach 20 Minuten ging es dann los, und mit dem ersten Song, denn das damals-noch-Quartett anspielte, war jegliches Unwohlsein prompt verflogen: “Nicht Anders Gewollt” ist bis heute einer meiner Lieblingssongs der Band und war auch der erste, den ich von ihnen jemals gehört hatte. Bis dato hatte ich ihn aber noch nie live gehört und war dementsprechend sehr euphorisiert. Darüber, dass ich nach einer Dreiviertelstunde so dermaßen im Arsch war, dass ich das Ende des Konzerts von der Theke aus anschaute, sei an dieser Stelle mal großzügig hinweggesehen. Ein schöner Abend war es trotzdem, und was für ein Konzertopener!

 

Weitere Anspieltipps:

A Perfect Circle - Counting Bodies Like Sheep To The Rhythm Of The War Drums

Adam Angst - Jesus Christus

Enter Shikari - The Appeal & The Mindsweep I

Ich bin mit zunehmendem Alter konzertmüde geworden. Vielleicht liegt es daran, dass ich bei den meisten Konzerten immer zu den älteren Menschen gehörte und seit meiner Schulter-OP auch kein Fan von Mosh-Pits oder Pogo mehr bin (einfach weil ich keine Lust auf eine weitere OP habe) oder weil Konzerte immer sehr viel Stress bedeuten. Als Pflegekraft sind freie Wochenenden keine Selbstverständlichkeit und so steht stets die Angst im Raum, dass ich vielleicht doch nicht hin kann und auch die Fahrt nervt mehr, als dass ich vor Vorfreude überlaufe. Beim letzten Impericonfestival in Oberhausen habe ich mich mit einer Kollegin recht schnell betrunken und nach drei Bands sind wir einfach nach Hause gefahren. Wir haben gesehen, was wir sehen wollten. Reicht. Aber es gibt natürlich noch Bands, die ich live sehen will und vor allem eine, die ich auch schon oft erleben durfte, fehlt mir ein wenig. Mein Liebster Opener kommt, wie sollte es anders sein, von Nine Inch Nails. 

"Pinion" stammt von der "Broken"-EP und leitet Konzerte perfekt ein. Es ist düster, dreckig, ein wenig beängstigend und vor allem nicht zu lang. Die Band kommt raus und wenn der Song endet, bricht der Abend los. Sollte die Pandemie irgendwann mal vorbei sein, freue ich mich wirklich diese Klänge mal wieder zu hören, während Trent und seine Band auf die Bühne laufen und mir einen wundervolles Konzert bescheren. 

 

Weiterer Anspieltipp: Nine Inch Nails - "Somewhat Damaged"

Es gibt Bands, die schaffen es mit dem ersten Song einfach da zu sein. Gerade für den Hauptact des Abends ist das essentiell. Die Vorband hat da eher noch eine gewisse Toleranzgrenze, sich ein bisschen warm machen zu dürfen. Aber wenn die Vorband schon von der ersten Sekunde an einschlägt, kann es sogar für die Hauptband schwer werden. So hat Costa von Sondaschule in seinem Interview mit uns schon einmal erzählt, wie sie Anti-Flag mal die Show gestohlen haben. Doch ich schweife ab.

Es war ein Gefühl der Glückseligkeit und der Enttäuschung zu gleich. Im Rahmen der KAOS-Tour waren die Blackout Problems im Club Stereo in Nürnberg zu Gast. Doch mit dem neuen Intro entfällt mein Lieblingskonzertintro. Auf der Platte "Holy" wurde "One" auch Albumopener und seit ich die Blackies erstmals als Vorband von Massendefekt gesehen habe, war das auch mein Liebling. Die Energie, die dieses Stück aufbaut, Bassist Marcus an einer fetten Tomb, Sänger Mario, der mit dem Mic durch das Publikum geht um die Leute vor die Bühne zu zerren. Das Konzert bekam für mich einen ganz anderen Vibe, wenn es so losging. So habe ich mir immer einen Drogenrausch vorgestellt. Ich weiß gar nicht, wie oft ich dieses Intro als Beginn dieser Ekstase erleben durfte. Dann starteten die Blackies plötzlich mit KAOS ins Konzert. Das war natürlich auch der Hammer, allerdings vermisse ich "One". Denn das Gefühl, dass dieses Intro in mir auslöst, habe ich vorher und nachher nicht mehr wieder gespürt.

 

Weitere Anspieltipps:

Frank Turner & The Sleeping Souls: "Get Better"

Sondaschule: "Sondaschule"

Parkway Drive: "Wild Eyes"