Konzertbericht

Kochkraft durch KMA im Club Puschkin Dresden: Der Fliesentisch als Dancefloor

Viele Anläufe und endlich geschafft. Kochkraft durch KMA spielen ein eigenes Konzert in Dresden, nachdem sie das schon mehrfach wollten, aber nur als Support realisieren konnten. Der Club Puschkin sollte danach schwimmen, so viel vorab.

Endlich! Ich glaube, diesen Gedanken hatten an diesem Abend sehr viele Leute, allen voran die Band auf der Bühne selbst, die sich Kochkraft durch KMA nennt und mit ihrem Elektro-Punk den säulenlastigen Saal des Club Puschkins erschüttern sollten. Aber fangen wir doch mal von vorne an.

Von vorne lässt sich dabei damit datieren, dass die Kochkraft in den letzten Jahren immer wieder in Dresden spielen wollte, es aber durch diverse Umstände nie geklappt hat. Corona, zu wenige Ticketverkäufe. Immerhin ein Supportspot mit Fjørt im Februar 2023 war drin und definitiv auch ein sehr gewinnbringender Schub für die Band. Heute, also am 8.12.23, ist es dann aber soweit und um die 150 Leute tummeln sich vor der recht breiten Bühne. Erleichterung, ich hatte selbst am Tag der Veranstaltung noch mit einer Absage gerechnet.

ELL

Den Anfang machen aber erst mal ELL. Das ist lustig, denn vor genau 365 Tagen habe ich das Duo als Support für Kind Kaputt im Ostpol gesehen, der nur ungefähr 15 Gehminuten weit entfernt ist. Und immer noch serviert die Band feinsten Punkrock über all die gängigen Themen, welche eine feministische Band so beschäftigen. Dazu wird das Publikum immer zahlreicher und das Set geht auch überraschend lang. Ell kündigen auf jeden Fall an, 2024 wieder am 8.12. in Dresden zu sein. Ob das Realität wird, bleibt abzuwarten, es wäre auf jeden Fall eine Ausgehempfehlung von mir!

Kochkraft durch KMA

Die Kochkraft lässt dann nicht lange darauf warten, den gefliesten Boden in eine Tanzfläche umzuwandeln. Nach dem Happycore-Intro folgt eines ihrer älteren Lieder. „Atomuhr“ ist nun bei Kenner*innen dafür bekannt, gegen Ende einen absoluten Ausrastermoment zu haben und das ist es hier auch. Bei so unbekannteren Bands braucht das Publikum ja immer etwas, bis es dann doch warm ist. Nun ja, diese Konvention wird hier gebrochen, als das Ende von „Atomuhr“ die Masse mal ganz ordentlich aufrüttelt und durch die Gegend wirft. Und ab da kehrt auch keine Ruhe mehr ein, spätestens bei „Kran fällt“ ist das (an-)geordnete Chaos perfekt. Generell kann sich die Setlist sehen lassen, um es mit einem Begriff aus dem Volksmund zu beschreiben, ‚No Skips, nur Banger!‘. Hier „Wir fahren Schneller“, da „Totale Toleranz“ und am Ende noch eben schnell „Alle Kinder sind tot“ inklusive tanzbarem Moshpit. Aber das war es nicht, was dieses Konzert ausgezeichnet hat. Also zumindest nicht allein.

Es ist die pure Menschlichkeit und das Familiäre, was diese Band ausmacht. Da ist der Moment im Kopf, als der Stagehand Hendrick einem Typen Wasser bringt, der vollkommen fertig am Bühnenrand sitzt. Da ist Schlagzeuger Beray, welcher mit einer hochemotionalen Geschichte über Toleranz und eine alte Freundin, die da ist, den halben Saal zum Weinen bringt, inklusive Band und sich selbst. Da ist die Fotografin Alina, die zwischen Merch und Kamera hin und her springt und auch die durchaus sympathische Bühnenshow, welche mit Lachern zwischen der Ernsthaftigkeit aufwartet, wenn Lana mal wieder anfängt, Kabel rauszuziehen und der Rest sie wieder reinfriemeln muss. Selbst die drei bis vier zeitweise vor der Bühne hampelnden, vollkommen weggeballerte Typen, die allen auf den Sack gehen und viel zu viel Raum einnehmen, werden von ein paar Zuschauer*innen elegant entfernt, indem sie einfach darum bitten, dass besagte Menschen sich verziehen sollen.

Das liebe Leser*innen ist all das, was ich mir von diesem Konzert erhofft habe. Nicht nur stimmt hier die menschliche Seite bei Band und Publikum, nein, auch musikalisch und von der Performance her war das ganz groß und lässt mich sagen: Geht zum nächsten Kochkraft durch KMA Konzert. Ihr werdet das auf keinen Fall bereuen!