Fast noch schöner zu sehen als die kreative Initialzündung, die “Idylle” ausgelöst hat, ist der augenscheinliche Befreiungsschlag, den das Album für die Band bedeutete. Heisskalt trennen sich von einem Bandmitglied, ihrem Label und den restriktiven Releasepolicies des Streamingzeitalters. Irgendwann heißt es einfach: "Wir haben einen neuen Song gemacht, achja übrigens, das neue Album gibt’s morgen überall kostenlos zum Download.” Nix da acht Vorabsingles und “bitte pre-saved das auf Spotify”, keine Promo, keine Deluxe-Bundles, keine Ficks gegeben. Heisskalt wollten Musik machen, also machten sie Musik. Diese DIY-Einstellung blutet “Idylle” mit jedem kratzigen Ton. Matze, Phil und Marius spielen auf diesem Album intuitiv, frei und ehrlich zusammen. Klar, die frickeligen Reverb-Delay-Wände eines “Vom Wissen und Wollen” bedürfen minutiöser Planung, aber es sind eben diese nicht zerdachten, spontan klingenden Songs, die mich “Idylle” so lieben lassen. Ich kann mehr mit dem Mathias Bloech connecten, der sich über sture Gemüseverkäufer:innen aufregt, als mit dem, der mir das erdrückende Gefühl des Apnoetauchens musikalisch erlebbar macht. All das macht “Idylle” vielleicht nicht zum besten Heisskaltalbum, aber zu meinem Lieblings-Heisskalt-Album.