Ob die amerikanische Folk-Musik ohne Alan Lomax ihre kulturelle Relevanz erhalten hätte? Der Musikethnloge verbrachte knapp siebzig Jahre damit, Volksmusik auf der ganzen Welt zu erforschen – und aufzunehmen. Das reichhaltige Lomax-Archiv ist eine Schatzgrube der Musikgeschichte, die mittlerweile online zugänglich ist. Und an dieser Stelle kommt Nathan Salsburg ins Spiel. Als Kurator der Lomax Digital Archives, aber auch als Musiker hält er die Tradition der Folk-Musik am Leben. Auf „Landwerk“ verknüpft er sie mit einer anderen, moderneren Musiktradition der USA: Dem Sampling. So entstehen aus alten Aufnahmen und Salsburgs eigenem, darauf improvisierten Gitarrenspiel, vier hypnotisch-explorative Stücke. Das erinnert nicht von ungefähr an die so beliebten „lofi hip hop beats to relax/study to“. Das Knistern von Schellack-Platten ist prägend für das Klangbild von „Landwerk“, das Album eröffnet gar mit einigen Sekunden, in denen nur diese eigentlichen Störgeräusche zu hören sind. Langsam schälen sich dann die Archiv-Samples von jüdischem Orgelspiel, einem finnischen Immigranten-Orchester in New York, einer türkischen Tanzband oder Pipe-and-Drum-Marschmusik heraus, mit denen Salsburgs Gitarren in einen Dialog treten. Wie für jedes gute Gespräch nimmt er sich Zeit dafür, der kürzeste Song dauert sieben Minuten, in denen man aber auch nichts verpasst, wenn man nicht hochkonzentriert zuhört. Wie beim LoFi Hip Hop eignet sich „Landwerk“ daher super als Soundtrack zum Lernen und Schreiben – für euch auch bei diesem Text getestet.