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Lessoner und "Der Sommer war zu kalt": Regenzeit

Lessoner aus Leipzig reihen sich in die Underground Szene des Melodic Hardcores ein und bringen mit ihrer neuen EP "Der Sommer war zu kalt" ein weiteres Stück äußerst depressiver Musik heraus, welches erneut ihren wichtigen Stand im Genre zeigt.

Das Genre des Melodic Hardcores wird seit Jahren immer wieder durch Geheimtipps geflutet, welche allesamt gehört werden sollten. Bands wie Neska Lagun, Ø jne oder Boneflower sind in Kennerkreisen nicht nur beliebt, sondern zählen zu dem besten, was man als Hardcore-Ultra hören kann. Nun wollen sich auch Lessoner aus Leipzig in diese Riege begeben. Mit ihrer neuen EP „Der Sommer war zu kalt“ begeben sie sich erneut in die raue Umgebung ihrer sehr eigenen Klangwelt.

Die sechs Songs werden angeführt von „Still“, welcher schnell zeigt, was uns hier erwarten wird. Sehr raue, rohe Vocals und drückend harte, aber eingängige Instrumentals. Dazu liefert man noch depressive Lyrics par excellence und das düstere Paket ist geschnürt und fertig, um selbst den schönsten Tag zu verregnen. „Still“ wirft dabei auch noch einen halbwegs epochalen Chorus zur Abwechslung in den Song. Doch Lessoner können auch grundlegend anders. Beim Titeltrack „Der Sommer war zu kalt“ wirft die Band nämlich erst mal ihren sehr düsteren Grundton über den Haufen und erinnert im Ganzen sehr an die früheren Songs von Bands wie Being as an Ocean, natürlich nicht ohne ihren eigenen Touch in den weiterhin sehr rohen Lyrics und dem allgemein sphärischen Gesang. Anders kann die Band einfach, denn mit „Glut frisst Angst“ packt man auch etwas Punk aus und mischt diesen mit ihrem Melodic Hardcore. Lessoner überraschen mit Unerwartetem und vor allem großen Eigenheiten, was auch in diesem Genre nicht mehr üblich ist.

 

Das große Highlight ist allerdings „Missgunst“, zu welchem man sich Annalena von Feale als Gast geholt hat und dazu kann man Lessoner nur beglückwünschen, denn wir haben hier eine absolute Punktlandung vor uns! Nicht nur passt der ruhige und cleane Gesang von Annalena wahnsinnig gut zum rauen Geschrei, auch der Text ist eine unerwartete Pause nach den anderen fünf Liedern voller Gewalt in der Stimme und dem drückenden Instrumental. Es ist eine Art Senkblei, welches die Hörer*innen abrupt stoppt und festbindet. Diese Kooperation gipfelt am Ende noch in einem Zusammenspiel der Extraklasse und verbindet sich so zu einem Song, über den mehr gesprochen werden sollte. Ganz großes Tennis, Freunde!

Lessoner bringen mit „Der Sommer war zu kalt“ keine Randerscheinung in Form einer EP heraus. Nein, die Band schafft es hier erneut, sich einen Platz in der Newcomer-Underground Szene zu sichern und sich von den vielen anderen abzuheben und trotz einiger Inspirationen noch sehr eigen zu klingen. Das bekommen wahrlich nicht viele hin, vor allem in diesem Genre! Natürlich kann man hier und da gegen argumentieren. Eventuell hätte mehr Konsequenz und weniger Genreallerlei gutgetan und eventuell klingt die Stimme manchmal dann doch etwas zu roh, aber ganz ehrlich, das ist heulen auf sehr hohem Niveau und bei so einer kleinen Band ist diese Kritik eh komplett hinfällig!

Fazit

8
Wertung

Lessoner bringen mit ihrer neuen EP ein weiteres konsequentes Stück depressiver Musik heraus. Einfallsreichtum, Überraschungen und raue, dunkle Lyrics bilden sich im Gesamtkonstrukt der ebenso drückenden Musik zu einem sehr eigenen Stück Musik. Lessoner haben hoffentlich noch einen langen Weg vor sich, welche sie hoffentlich mit Bravour meistern werden!

Dave Mante