Und dieses Muster zieht sich durch: Klare Aussagen und wichtige Positionierungen finden sich eigentlich in jedem Song über einer Freude bringenden Ska-Punk-Reggae-Offbeat-Mische. Wer genau hinhört, hört zeitweise vielleicht auch ein bisschen die neue Freundschaft zu den Broilers raus, Tipp: „Alice und Sarah“.
Jeder einzelne Song ist ein Energiebündel und macht Vorfreude auf die Liveerlebnisse, die wir im Dezember in Deutschland erleben können. Wenn es dann auf dem Album doch mal ein ganz bisschen ruhiger wird, etwa mit „Justify the Lies“, wird es maximal im Tempo langsamer, aber nie wirklich weniger kraftvoll. Tiefgründig wird es spätestens mit „Revolution Summer“, wo die Phrasen „I’m not hiding anymore“ und „The only time we have is now“ fast mantraartig gesungen bis geschrien wird - und das ist Nathan und allen anderen, die sich durch diese Zeilen abgeholt fühlen - so sehr zu wünschen. Der Text trifft auf jeden Fall genau da, wo er soll und der Song ist ein perfekter Abschluss für dieses Album.
Das Album braucht übrigens mindestens ein zweites oder drittes Hören und besondere Aufmerksamkeit auf die Texte, bis es richtig kickt, vorher kann es im ersten Eindruck zeitweise musikalisch etwas eintönig wirken, aber das verfliegt.
Nathan und Becky schreien mal fast verzweifelt, mal aggressiv, aber insgesamt in genau der Verzweiflung, die die aktuelle Weltlage in den meisten von uns wahrscheinlich gerade auslöst und für die wir dringend ein Ventil brauchen. Umso besser tut es dann, diese Botschaften energetisch und gleichzeitig aber eben musikalisch irgendwie positiv verpackt zu hören. Vielleicht brauchen wir alle ein bisschen mehr von diesem Spritzer Farbe, den die Iron Roses eigentlich überall einbringen. Ob in ihrer eigenen Geschichte und den Leben, die diese Menschen privat allein durch ihre Existenz bunter machen oder auf der Bühne oder sogar auf Social Media.
„'Cause the kids are gonna be alright“ in „Old Guard“ spricht vielleicht auch ein bisschen für die Hoffnung, die Nathan, Becky und Co. trotz allem immer noch haben. Und die sie und wir auch bitte nie verlieren dürfen.