„Unique Lights“ ist dabei direkt ein Song ohne Geschrei. Er kommt sehr pompös daher und spricht über die vergangene Zeit. Dabei ist mit der Zeile „I need you to know, that i‘m happier now“ bereits viel gesagt, was auch dieses Album textlich ausmacht. Natürlich handeln die Texte auch weiterhin von Verlust, Angst, Depression und Melancholie, jedoch sehr viel erwachsener, reflektierter und sehr viel weniger Tumblr-esk. Das kann nun kritisiert werden, aber kindisch-traurige Texte gibt es im Genre durchaus genug. Zurück zur Musik. Casey schrauben ihre harte und raue Seite ein ganz großes Stück zurück, und während „Great Grief“ damals sehr gewöhnungsbedürftig war, schafft es dieses Album direkt zu packen und geht mit diesem Umstand um einiges besser um bzw. lässt damit besser umgehen, denn es kommt nicht so unerwartet, dass weniger geschrien wird. Stellt euch die Umstellung einfach so vor wie bei der deutschen Band Chiefland, nur das hier eben noch rumgebrüllt wird, allerdings akzentuierter und ziemlich eindrücklich. Es lässt sich nicht mal ein gutes Song-Beispiel nennen, weil jeder einzelne genau das ist. Während „I Was Happy When You Died“ zeigt, dass es reicht, nur einmal kurz in einem Song rumzubrüllen, ist der darauf folgende Track „Sanctimonious“ von der Frequenz her wieder wie früher, fühlt sich aber absolut nicht so an, denn weiterhin überwiegt das sphärisch ruhige Spiel im Hintergrund und so ist dieses Album in seiner Gesamtheit, selbst in den nostalgischen Momenten, in welchen Casey 2024 sich anhören wie Casey 2016, wirkt das alles sehr frisch, neu und reifer. Das zeigt der Song „Those That I‘m Survived By“ sehr gut. Immer wieder bereitet er sich instrumental darauf vor, eine Schrei-Passage einzubauen. Welche dann gegen Ende auch kommt, zuerst als zweite Stimme im Hintergrund und danach sogar in Gänze, jedoch keineswegs überhart, sondern der melancholischen Stimmung des Songs angepasst. Also nicht drückend-aggressiv, sondern eher traurig-wütend. Nun könnten hier immer mehr Highlights aufgezählt werden. „Puncture Wounds To Heaven“ ist der Song, den Being as an Ocean seit Jahren mal wieder schreiben wollen, es aber nicht schaffen. „For Katie“ ist ein meisterlich trauriges Opus, welches wie kein zweiter Track mit Verlust umgeht. Und der Titeltrack „How to Disappear“ als letzter Song und über fünf Minuten Länge ist das Tüpfelchen, welches alle bereits besprochenen Stärken verbindet.