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Bony Macaroni und „The Big Bucks“: Monopoly, mal anders

Der eine gewinnt, die andere verliert: Dies gibt näherungsweise die Funktionsweise unserer heutigen Weltordnung wieder. Den unumstößlich reichen, globalen Norden trennt Vieles von der weitestgehend abgehängten Südhalbkugel. Wachsender Wohlstand und wachsende Schwierigkeiten erscheinen wie die zwei Seiten einer Medaille. Bony Macaroni widmen sich jener Gemengelage mit einer ungewöhnlichen Herangehensweise und ziehen Parallelen zu ihrer persönlichen Lebenswirklichkeit.

„The Big Bucks“ zeichnet auf dessen Cover ein düsteres Stadtbild, welches durch die Emissionen der umliegenden Fabriken nur schemenhaft erkennbar ist. Erkennbar sind hingegen eine weinende Sonne, verzweifelte Einwohner*innen, abgetrennte Gliedmaßen und ein bösartig dreinblickender Gewinner der bedrohlichen Szenerie. Man kann dies für die Simplifizierung komplexer Sachverhalte abtun, man kann es aber auch im Kontext individueller Erfahrungen einordnen. Der Pressemitteilung folgend sind die Mitglieder Bony Macaronis in einem schlecht entlohnten Milieu aufgewachsen und mussten selbst schon Zeugen fragwürdiger Anstellungsverhältnisse werden. Obwohl diese Erfahrungen eine gern genutzte Steilvorlage für den melodischen (Hardcore-)Punk der frühen Rise Against wären, vertonen Bony Macaroni ihre Gefühlswelt in eingängigen, kurzformatigen Songs, die zwischen Sarkasmus, Melancholie und Melodie diffundieren.

Beim Opener „F.I.“ bleiben atemberaubende Berg- und Talfahrten indes aus. Es riecht nach sommerlichem Frohsinn, trinkwütigen Plattitüden und Treueschwüren auf das sonnenverwöhnte Kalifornien. Das darauffolgende „Marissa“ könnte demgemäß ein weiterer, bedingt kreativer Trittbrettfahrer der jüngst aufgekommenen Pop-Punk-Renaissance sein. Doch das stimmt nicht so ganz. „(Covered In) Scabs“ wartet mit folgender, philosophisch anmutender Fragestellung auf: „I´m trying my best, but I forgot to ask myself for what.“ Tiefgang kann das Trio also doch. Und es ist jene Fragestellung, die auch in Songs der Marke „The Best I Can Do“ und „The Claw“ unterschwellig mitschwingt. Letzterer ist durch Chöre und repetitive Textfragmente untermalt, was ihm in gleichen Teilen Ein- und Nachdruck verleiht.

Von mit Synthies untermaltem Mid-Tempo-Rock („MDA“) über akustische Gefühlsmomente („Bombs Away“) bis hin zu Songs mit reeller Ohrwurmgefahr (vgl. Titelsong & „Disappoint You“), in welchen sich das lyrische Ich in bester Offspring-Manier über den kraftraubenden, tristen Alltag echauffiert, fehlt es an Nichts. Bei „Grind Me Into The Paste“ reichen sich Wut und Sarkasmus erbost die Hände. Das Arbeitsleben und/oder toxische Beziehung – in dieses Stück lassen sich vielerlei Themen hineininterpretieren.
Fassen wir zusammen: Ein interessantes Artwork, abwechslungsreiche Songs mit Sinn und Verstand, hinterlistig lauernde Ohrwürmer und ein persönlicher Anstrich mit der notwendigen Kredibilität. Bony Macaroni zelebrieren mit „The Big Bucks“ eine gelungene Veröffentlichung und nebenher ist sogar ein bandeigenes Portemonnaie mit provokativem Slogan im Fanshop erhältlich.  Was will man mehr?

Fazit

8.2
Wertung

Ich freue mich über frischen Wind in einem zuweilen weniger tiefsinnigen Genre.

Marco Kampe