Konzertbericht

Hot Mulligan im SO36: Gekommen um zu Walzen

Hot Mulligan laden sich mal eben Spanish Love Songs für eine ausgedehnte Tour ein und bilden damit wohl eines der Tour-Packages des Jahres. Das SO36 platzt nebenbei fast aus allen Nähten und riecht danach ausreichend stark nach Schweiß.

Berlin rief mich mal wieder, bzw. tat es das Tour-Package aus Hot Mulligan und Spanish Love Songs, auch wenn ich mir wie anscheinend ziemlich viele gedacht habe, dass es schon eine eher wilde Kombi ist. Aber egal, denn ich stehe pünktlich im SO36 und freue mich über die fehlende Barrier.

Still Talk

Den Anfang machen aber Still Talk, eine Pop-Punk-Newcomer-Band, welche sich jedoch schon präsentiert, als wären sie bereits seit Ewigkeiten im Business. Ihr halbstündiges Set besteht aus Energie, einigen Hardcore-Fans vor der Bühne und vor allem sehr viel Sympathie, welche in den Ansagen mitschwingt. Zwar ist das legendäre SO36 noch nicht so wirklich gut gefüllt, aber sie treffen auch keineswegs auf weites Desinteresse.

Spanish Love Songs

Dann stehen jedoch Spanish Love Songs auf der Bühne und nicht nur gibt es nun keinen einzigen freien Platz mehr, nein, allein von der Stimmung her könnte man das ganze Ding auch sicher als Co-Headliner Tour fahren! Als die US-Amerikaner nämlich mit „Routine Pain“ ihren Opener anstimmen, brüllt das gesamte Publikum lauthals mit und auf einmal verwandelt sich der Laden in eine sich bewegende Masse. Bei Still Talk fehlte es nämlich noch sehr an der Bewegung, diese ist nun aber endlich angekommen. Ein Best Of aus ihrem Schaffen stand dem Publikum bevor. Harte und schnelle, aber auch die ruhigen Songs fanden Platz und jeder traf auf pure Begeisterung. Diese gipfelte in „Kick“, bei welchem es kein Halten mehr gab und auch die ersten Stagediver ließen sich blicken. Dazu noch die unglaublich sympathischen Ansagen der Band. Einfach ein großartiger Auftritt.

Hot Mulligan

„OG Bule Sky“ markierte die Eröffnung von Hot Mulligans 70-minütiger Show, kein großes Trara, einfach umbauen, checken und anfangen. Und was für ein absolutes Brett uns das Quartett aus Michigan hier vor den Kopf knallten. Die pure Energie schwappte durch den Raum und bildete eine Wechselwirkung zwischen Band und Publikum. Songs wie „Drink Milk and Run“, „It‘s a Family Movie She Hates Her Dad“ oder „Bckyrd“ trafen auf Moshpits, Crowdsurfer und sehr lautes Mitgebrülle. Zwischendurch hagelte es Witze und Geschichten von der Bühne. Und selbst die ruhigen Songs wurden von absolutem Adrenalin begleitet, da es sich das Publikum hier natürlich nicht nehmen lies, noch lauter zu sein und den eh schon strapazierten Emotionen noch mehr freien Lauf zu lassen. Pitschnass verließ das nahezu ausverkaufte SO36 den Laden und stapfte in die kalte Luft der Hauptstadt.

Das war krass. Ich kenne Hot Mulligan noch nicht lang und ihre Shows nur aus kurzen Social Media Ausschnitten, dort kommt die Energie zwar schon ansatzweise rüber, aber solch eine Walze habe ich nicht erwartet. Ebenso wenig erwartet habe ich sie bei Spanish Love Songs, welche den Abend ebenso, wenn nicht sogar noch mehr getragen haben. Dieses Package war der absolute Wahnsinn und ganz großer Contender auf die Tour des Jahres!

Fazit

9
Wertung

Auf „Why Would I Watch“ schaffen es Hot Mulligan erneut ihre tief traurigen Texte mit sehr intensivem Emo-Sound zu untermalen und sind nun sicher kein Geheimtipp mehr. Auch ihr drittes Album strotzt nur so vor tumblr Zitaten, herzzerreißenden Teenager-Problemen und vor allem ziemlich gutem Tempo, Dynamik und Abwechslung. Wenn euch schon lange kein Album mehr anhand des Sounds traurig gemacht hat, solltet ihr allein deswegen mal hier reinhören!

Dave Mante