Geisterkonzertbericht: Die Donots-Show zum 27. Geburtstag in Berlin

Das hatten sich alle Beteiligten wohl vorher etwas anders vorgestellt. Die Streaming-Show der Donots: Eine Mischung aus Pleiten, Pech, Pannen, Planänderungen, Partys in dutzenden Wohnzimmern und Gott sei Dank auch etwas Live-Punkrock.

Um ihren 27. Geburtstag zu feiern und die Veröffentlichung ihrer Biografie zu zelebrieren, laden die Donots heute Abend zur ersten Streaming-Show ihrer Geschichte ein. Das Event wurde vorab aus privaten Gründen um acht Tage nach hinten verschoben und soll heute endlich in Berlin stattfinden. Vorab gab es zwei verschiedene Tickets zu kaufen: Solche, mit denen man einfach nur zuschauen kann und solche, mit denen man interaktiv am Abend teilnehmen kann und dabei von der Band und allen anderen Zuschauer*innen gesehen und gehört wird. Beide Tickets gibt es als „Single“-Version oder etwas teurer zum Gruppenpreis. Hier handelt es sich eher um eine Art freiwillige Unterstützung der Band als um einen Ansatz Kontrollen durchzuführen, wer denn jetzt mit welchem Ticket und wie vielen Leuten zusammensitzt. Dass die Donots am Nachmittag ankündigen, zeitgleich mit Beginn des Streams limitierte Vinyl-Neuauflagen der Alben „Silverhochzeit“ und „Birthday Slams“ im Shop anzubieten, sorgt im Netz (noch) für große Euphorie.

Pünktlich um 18:00 Uhr sollte das Vorprogramm starten, die Donots selbst ab 20:00 Uhr das Kommando übernehmen. Der Konjunktiv findet an dieser Stelle seine berechtigte Verwendung, in Sachen Technik läuft von Anfang an erstmal garnichts. Nur ein paar Wenige bekommen den Stream zum Laufen, in den sozialen Medien brechen die ersten Diskussionen los und die Band setzt prompt das erste „Sorry!“ ab. So vergehen einige Minuten bis man sich auf Seite der Veranstalter dazu entscheidet, die Veranstaltung für alle öffentlich und kostenfrei zugänglich zu machen. Dass hier weitere Diskussionen, vor allem unter denen, die sich vorab Tickets gekauft haben, vorprogrammiert sind, erklärt sich von selbst. Immerhin, der Zuschauercounter schießt anschließend in die Höhe und mit fast einer Stunde Verspätung startet das mit namenhaften Acts angekündigte Vorprogramm. Dieses findet jedoch nur teilweise live statt und besteht aus Glückwünschen sowie eingesendeten Songs befreundeter Künstler*innen und Bands, wird jedoch zugebenermaßen nervtötend moderiert. Da nun immerhin der Stream läuft, sollte man darüber gut hinwegsehen können und sich auf das wesentliche konzentrieren: Songbeiträge und Glückwünsche von unter anderem Frank Turner, Montreal, Costa (Sondaschule) oder Danger Dan.

Anschließend geht es direkt rein in die eigentliche Show. Ab sofort ist alles live! Nilz Bokelberg, Moderator des heutigen Abends, liest das Vorwort der neuen Biografie vor. Es geht um das Prinzip der Gründung einer Band. Wie angekündigt wartet heute Abend eine Mischung aus Buchlesung, Livemusik sowie Schabernack mit den Fans vor den Geräten auf alle Zuschauer. Der Epilog endet, die Band betritt die Bühne und greift sich die Instrumente. Es folgt ein Intro (ein Teil von „Heute Pläne, morgen Konfetti“) sowie der Song „Calling“, während dem die Jungs um Frontmann Ingo bereits typischerweise alles geben. Immer wieder werden die „interaktiven“ Zuschauer eingeblendet, welche einen hochunterhaltsamen Teil der Show einnehmen. Alkohol so weit das Auge reicht, Menschen, die Zelte in ihren Wohnzimmern aufgebaut haben und aus Sangria-Eimern trinken, ein Grill im Wohnzimmer, überall gute Laune. Das tut gut!

Der Abend wird moderiert, und so nehmen die Donots immer wieder Platz an der Theke, lassen sich einen Schnaps einschütten und reden über die Band, vergangene Zeiten, Anekdoten. Die Fans werden immer wieder einbezogen, zum Beispiel als der „Liefergero“ (im zuvor behandelten Buchkapitel über den Bandcontest auf dem Bizarre-Festival in der Jury dabei) Bier in ein Berliner Wohnzimmer direkt zu den Zuschauern bringt oder eine Abstimmung durchgeführt wird, welcher Song als nächstes gespielt werden soll. Die Abstimmung gewinnt „Outshine The World“, welcher den zweiten Songblock eröffnet. Zudem haben die Donots ihren Mercher Norbert dabei, der immer wieder interaktiv eingeblendet ist und mit dem Inhaber der Interaktiv-Tickets quatschen können. Verlost wird unter anderem ein von Gitarrist Guido zu stechendes Tattoo. Die Jubiläumsshow der Donots ist ansonsten ein Wechselspiel zwischen Gesprächen über die Band sowie ihre Musik, Vorlesebeiträgen von Ingo Neumayer und Livemusik der Jungs selbst. Alle Beteiligten haben dabei sichtlich Spaß, die eine oder andere wirklich interessante und auch unterhaltsame Geschichte kommt auf den Tisch.

Insgesamt dauert das Programm der Donots selbst circa zweieinhalb Stunden. Es wird viel gelesen, viel geredet und gefühlt verhältnismäßig wenig Krach gemacht. Am Ende des Tages stehen gerade einmal zwölf Songs in den Büchern. Unter dem Strich stehen berechtigt entgegengesetzte Meinungen gegenüber: Die der Ticketkäufer gegen die der Profiteure der technischen Probleme, die derjenigen, die mehr Livemusik wollten gegen die derjenigen, die genau das gesehen haben was vorher angekündigt wurde, nämlich ein bunter Abend rund um die Donots und ihre Geschichte. Dass die Show an sich ebenfalls nicht von technischen Problemen, Abstürzen und Rucklern begleitet wurde, hat die Stimmung etwas eingebremst. Das Positive: Nicht nur die Donots hatten augenscheinlich großen Spaß an ihrer eigenen Show, sondern jeder Ticketkäufer mit Problemen bekommt den Abend On-Demand und störungsfrei noch einmal für eine gewisse Zeit zur Verfügung gestellt. Die Jungs selbst konnten für den gesamten Verlauf am allerwenigsten. Von daher gilt: „Sorry!“ angenommen!