Konzertbericht: Parkway Drive in Leipzig mit bombastischer Vorstellung

Die Erfolgsmaschinerie Parkway Drive nimmt immer mehr an Fahrt auf. Über 7000 Zuschauer in Leipzig werden Zeuge eines perfekt inszenierten Konzertabends. Schon lange vorbei sind die Zeiten der kleinen, schwitzigen Clubshows der Band – doch zu welchem Preis?

Den 26.01.2019 hatten sicherlich viele Metalcore-Fans im Osten der Republik schon fett im Kalender markiert. Nachdem nun Heaven Shall Burn, die inoffizielle Schwesterband der Australier, ihre Live-Pause 2018 verkündet hatten, müssen nun Parkway Drive die Sehnsucht der Metalcore-Gemeinde nach Konzerten in größerer Location und Show befriedigen. Mit im Tourkonvoi auf der deutschen Rutsche sind mit Thy Art Is Murder und Killswitch Engage zwei Bands, die nun nicht unbedingt zueinander passen, aber durchaus in einer mathematischen Gleichung Deathcore + Metalcore = Parkway Drive ein passablen Einstieg in den Abend bieten.

Dreißig Minuten Thy Art Is Murder eröffnen den Abend und die Band lässt hier nicht viel Zeit mit Ansagen vergehen. Feinstes Geballer und Geschrammel lässt die schon sehr gut gefüllte Halle in Bewegung versetzen. Sänger „CJ“ McMahon ist sichtlich gut gelaunt und kann mit seinem gutteralen Gesang mächtig Tiefe in die Songs bringen. On Point geht der kurze Auftritt mit den ersten Circle Pits und Crowdsurfern dann zu Ende – Schade, zehn Minuten mehr hätten es hier schon sein dürfen!

 Chris „CJ“ McMahon

Killswitch Engage enterten wenig später die große Bühne und überzeuge mit melodischem Sound, der irgendwo zwischen Metalcore und Heavy Metal ein gemütliches, grooviges Plätzchen gefunden hat. Der Tourmanager hatte für die Gitarristen wohl den Sportunterricht auf 20 Uhr gelegt, anders kann man den Bewegungseinsatz gar nicht erklären. Natürlich waren die Songs gespickt mit feinsten Soli, direkt an dieser Stelle schon einmal ein extra Lob an den tollen Sound, der keine Selbstverständlichkeit in der Arena Leipzig ist.

Jesse Leach

Kurz nach 21 Uhr wird die Halle dunkel und das Intro läutet ein 80-minütiges Set ein. Jetzt könnte man davon ausgehen, dass die Band hinter einem Banner auf die Bühne geht, ein Schattenbild die Künstler zeigt, dann ein Knall erklingt, das Banner fällt und der erste Song gleich mal ordentlich schallert. Parkway Drive jedoch haben sich eine ganz besondere Inszenierung einfallen lassen. Mit einem Fackelzug begleitet marschiert die Band vom Eingang des Innenraums bis zur Bühne und am FOH steigen Flammen in die Höhe – was für ein Beginn!

Parkway Drive in Leipzig

Parkway Drive in Leipzig

Musikalisch beginnt die Band den Abend mit „Wishing Wells“ aus dem aktuellen Album „Reverence“, nur um direkt danach mit „Prey“, „Carrion“ und „Vice Grip“ direkt mal den Adrenalinpegel auf Anschlag zu drehen. Sänger Winston McCall ist dabei sichtlich gut gelaunt und in Form und ackert hart für die Show. Hier ist er auch in der Pflicht denn die gesamte Inszenierung ist bis auf wenige Ausnahmen an diesem Abend auf ihn konzentriert. Während die übrigen Bandmitglieder eher routiniert ihr Set runterprügeln und nur in den Zugaben später etwas herausstechen, ist es McCall, der wie ein Tier die Bühne abschreitet und mit dem Publikum agiert und im anderen Moment mit Scheinwerfer-Spots scheinbar allein auf der Bühne performt.

Winston McCall

Winston McCall

Die Menschenmasse im Innenraum ist nun derweil mitten im Set durchgängig am Eskalieren. Nur während „Shadow Boxing“ wird es merklich ruhiger, denn hier hat sich die Band ein Streichquartett auf die Bühne geholt. Eine nette Abwechslung im Set, auch der spätere Song „The Colour of Leaving“ konnte mit einer besonderen Inszenierung in der Hallenmitte für einen Gänsehautmoment sorgen.

Winston McCall in Leipzig

Die Rausschmeißer sind natürlich, wie könnte es anders sein, „Crushed“ und „Bottom Feeder“. Und natürlich wird hier auch an Pyrotechnik alles gezündet, was so zur Verfügung steht. Noch besser – McCall zündet sich einen Molotow-Cocktail an und wirft ihn mit einen großen Knall gegen eine große, schwebende Scheibe am Backdrop und entfacht damit ein wahres Feuerwerk. Auch hier ist die Inszenierung perfekt und bombastisch und es sorgt für den Gesprächsstoff der Zuschauer auf dem Heimweg.

Parkway Drive manifestieren sich in der „Heavy-Szene“ mit ihrer Tour nun entgültig ganz weit oben in der Musikbranche. Solider Sound, ein sehr gutes Set und Effektfeuer mit einer perfekten aber auch strengen Inszenierung lässt wenig Spielraum für unkonstruierte emotionale Momente, unterhält für einen Abend aber sehr gut.