Sie waren zuletzt mit den Rogers auf Tour, schürten mit Singles wie "Ruf mich nicht an" oder "Sommerregen" genauso viel Vorfreude wie Neugierde auf ihr neues Album, einen Sommer voller Festivalshows und die eigene Tour zum Jahresende. Die erfolgreichste Single der Band aus dem Jahr 2019, "Oft gesagt", rast auf die Marke von fünf Millionen Streams beim grün gefärbten Marktführer zu. Nun folgt das nächste Highlight für Mathis und Tristan, aus denen die Band Raum27 besteht: Das Debütalbum "Anfangen Anzufangen". Was die beiden hier auf die Beine gestellt haben, verdient Bewunderung und Respekt gleichermaßen. Schon auf ihrer ersten EP "Traurig aber ist so", im gleichnamigen Song, erkannte die Band die Problematik darin, sich in der aktuellen Zeit in ihrem Genre zu behaupten. Kaum spielt man deutschen Pop und wurde mit einer rauen Stimme gesegnet, brechen die Kraftklub- und Henning May-Vergleiche über einen herein. Der Umgang damit für Raum27: Die Vorurteile frühestmöglich aufs Korn nehmen und das eigene Ding durchziehen. Eine Entscheidung, die bis heute in allen Lebenslagen eine weise ist und aus der sich über vier Jahre dieses erste Album der Band entwickelt hat. Umso schöner, dass in Zukunft nicht mehr beinahe ausschließlich die Bands von Felix oder Henning mit diesem Stil assoziiert werden. Das bleibt der Menschheit zumindest zu Wünschen.
"Anfangen Anzufangen" umfasst dreizehn Titel und läuft stattliche 42 Minuten und 35 Sekunden. Das Album dreht sich inhaltlich um Melancholie, um Liebe und den dazugehörigen Kummer, um Abneigung, um die Welt und das Klima, um Bremen und um einiges mehr. Auf der musikalischen Ebene betrachtet machen Raum27 dabei vieles richtig. Meistens bewegen sich die Titel in ruhigeren Schienen und lassen dabei viel Platz für Emotionen und Inhalt. Es wird auf Störgeräusche und jegliche Hektik verzichtet, um die Titel ihre nötige Tiefe entfalten zu lassen. Beginnt man beim Hören damit, die Titel auseinander zu sortieren, kann man immer wieder neue Aspekte entdecken. Das ist manchmal ein einfaches Klatschen im Hintergrund, manchmal sind es leise Keyboardklänge, die man im Großen und Ganzen beinahe überhört hätte.