Paramore und "This is Why": Catchy if you can

Auf „This is Why“ finden Paramore nicht zu alter Stärke zurück, das will das Quartett aber auch gar nicht. Eher festigen sie ihren neu etablierten Sound und schaffen es auf ihrem sechsten Album nun noch mehr mit Kreativität und Unvorhersehbarkeit zu überzeugen.

Seit fast zwanzig Jahren begeistern Paramore nun schon die Welt der Musik und prägten mit ihrem Frühwerk mehr als eine Generation. Nun drehten sie sich bereits mit ihrem letzten Album „After Laughter“ um 180 Grad und ließen ihren Alternative Punk-Rock links liegen, um sich dem catchy Pop-Rock zu widmen. Dieser Wandel wurde dabei sehr zwiespältig aufgenommen, alles in allem kann man allerdings sagen, dass es dem Quartett um Hayley Williams mehr als gut tat, diesen Weg zu gehen. Mit „This is Why“ bewegen sie sich nun sechs Jahre später weiter in diese Richtung und festigen ihren neu gefundenen Sound noch einmal.

Zurückgefahren, jazzy und stimmig beginnt das Album mit dem Titeltrack „This is Why“ dabei übermitteln Paramore spielerisch und famos, dass sie sich nun komplett davon verabschiedet haben, diese Riot Punks sein zu wollen und widmen sich erwachsenen und technisch herausragenden catchy Rhythmen. Mit „The News“ begibt sich die Band dann allerdings in die komplett andere Richtung. Post-Rock/Punk Ala Idles, eingängig und teilweise gerotzt, dazu die sphärenartigen Pop-Rock Klänge in den kurzen Bridges, welche durch Williams' einzigartige Stimme geprägt werden. Durch diese Vielfalt ziehen sich immer wieder, ruhige und fast Indie-Poppige Stücke wie „Big Man, Little Dignity“ mit seinen stark zurückgefahrenen Grooves, diese treffen dann auf Brüche wie „You First“ in welchen die aufgebaute Melancholie ganz weit nach hinten gedrückt und zwischen verzogenen und dissonanten Klängen der Unreinheit gehuldigt wird. Vor allem in „You First“ findet sich aber auch die eigene Divergenz der Band sehr gut wieder. Eine Mischung des Instrumentalen aus „The News“ und der catchy Rhythmen, welche den Grundton des Albums ausmachen. Paramore spielen sich hier auf ein eigenes Hoch. Jeder Song ist ein Highlight für sich. Vor allem der Abschluss „Thick Skull“ ist ein opulentes Stück von allem gehörten zusammen, dass nicht nur beeindruckt, sondern auch vollkommen zufrieden zurücklässt.

Durch das Album zieht sich allerdings dieses Gefühl, dass Paramore hier hätten noch mehr schaffen und experimentieren können. Stellt euch vor, ihr lauft eine bestimmte Strecke und nach 20 Kilometern seid ihr vollkommen zufrieden und habt wirklich etwas erreicht, seid aus euch herausgekommen und habt sehr gut abgeliefert, wenn ihr aber noch fünf Kilometer weiter laufen würdet, wäre das noch einmal so viel krasser. Ihr entscheidet euch aber dagegen, weil euch das Erreichte schon genügt und ihr lieber safe zu Hause ankommen wollt. Und so wirkt dieses Album, mit etwas mehr dieser kreativen Freude wäre „This is Why“ noch einmal besser, jedoch wollte man lieber safe bleiben und den Extra Schritt nicht noch gehen und sich dieses fantastische Album irgendwie in einem Aspekt verderben. Aber ganz ehrlich, vollkommen verständlich.

Fazit

8.6
Wertung

„This is Why“ ist die vollkommene Transformation von Paramore, das Abwerfen der letzten paar alten Echos ihres früheren Selbst, und wie großartig hört sich das bitte an? Die Mischung aus ihrem catchy Pop-Rock und den Post-Rock Einflüssen, welche sie einfach so aus dem Stand einspielen, sind nicht nur großartig in Szene gesetzt, sondern auch weitestgehend unerwartet. „The News“, „This is Why“ oder „Thick Skull“ sind Jahreshighlights und manifestieren den neuen Sound von Paramore noch einmal nachhaltig. Am Ende fehlte dieses letzte Stück zu noch höheren Wertungen, aber dies als Kritik zu bezeichnen wäre mehr als übertrieben.

Dave Mante