Dance Gavin Dance und "Jackpot Juicer": Reizüberflutung

Es ist wieder Zeit für ein Album von Dance Gavin Dance. Deren zwölfte Platte "Jackpot Juicer" zeigt erneut, warum die Band in der Post-Hardcore-Szene trotz ihrer sehr eigenen Herangehensweise immer noch äußerst relevant ist.

Ähnlich wie im Pop-Punk ist es ziemlich schwer, eine Rezension zu Dance Gavin Dance zu schreiben. Nicht nur sind ihre Alben stets viel zu lang, um sie ordentlich in einer Sitzung zu hören, sie sind auch immer bunt zusammengewürfelte Salate aus den verschiedensten Stilen. Bei ihrem neuen Album „Jackpot Juicer“ ist das nicht anders. Nach dem überraschenden Tod ihres Bassisten Tim Feerick und den schweren Vorwürfen gegen ihren Sänger Tilian Pearson, welcher sich kurz darauf aus der Band zurückzog (und nichts an diesem Release verdient, weswegen diese Rezension nun doch hier steht), bringt die Band aus Sacramento zwar nicht das beste Album ihrer Karriere heraus, allerdings ein weiteres ziemlich gutes.

Bei so einer Länge kommt natürlich sofort der Gedanke auf, dass eine Handvoll Songs durchs Raster fallen wird und natürlich ist dem auch so, allerdings fällt das bei 18 (ACHTZEHN!) Songs nicht weiter auf. Zu stark sind vor allem Songs wie „Cream Of The Crop“, „Back On Deck“ oder die herausragende Singleauskopplung „Die Another Day“, welche easy einer der besten Songs der Gruppe ist. Immer wieder verändern sich die Songs in ihrer eigenen Spiellänge und werden auf einmal etwas komplett anderes. Wird hier noch in bester Math-Manier gegen Autoritäten gestichelt, hört man im nächsten Momente schon fast gerappte Lyrics nur um dann zu dem Thema der Autoritäten zurückzukommen, diesmal mit engelsgleichem Gesang. Dazu kommen dann noch Titel und Lyrics wie „Polka Dot Dobbins“ und „One Man‘s Cringe“ und das Album beschreibt die Band nahezu perfekt.

Das große Problem dieses Albums ist aber natürlich seine Länge. Es war eigentlich unmöglich, es in Gänze anzuhören, denn egal wie viele Höhepunkte dieses Album hat (was viele sind), irgendwann geht einem dieser Sound wahnsinnig auf die Nerven. Genau das lässt diese Scheibe so weit hinter seinen Vorgänger „Afterburner“ zurückfallen. Dieser war mit 13 Songs zwar auch recht lang, allerdings noch einmal eine große Schippe abwechslungsreicher und damit kein Stück anödend. „Jackpot Juicer“ fehlt einfach der rote Faden und der Sinn für einen guten und rechtzeitigen Abschluss, es wirkt auf die Gänze gesehen wie ein gewolltes Ewig-Epos, welches aber eher zu einem 2000-Seiten-Buch verkommt, welches nur 700 lang spannend ist und sonst nur sinnlosen Small Talk übers Wetter beinhaltet. Die spannenden Passagen sind dann allerdings so gut, dass man all das irgendwie verschmerzen kann.

Da das Album knapp über eine Stunde lang ist, ist es unmöglich, dass jeder Song und jede Richtung hier seine Textstelle bekommt, es lässt sich allerdings leicht sagen, dass Fans von Dance Gavin Dance hier komplett auf ihre Kosten kommen werden. Der chaotisch witzige Post-Hardcore wird hier wieder bis zur Perfektion hochgeschaukelt und mit den typischen Breakdowns, Schreitiraden und den grandiosen cleanen Vocals gefüllt, die die Band so gut machen - also, wenn man sie mag.

Es bleibt auf jeden Fall spannend, wo die Reise nun hingeht, aber na ja, mit Vocalist-Wechseln kennt sich die Band ja ziemlich gut aus!

Fazit

8
Wertung

Dance Gavin Dance machen weiter mit ihrem skurril witzigen Post-Hardcore und bringen mit „Jackpot Juicer“ den nächsten ihrer eigenen Klassiker heraus. Zwar hier bei weitem nicht so gut wie noch auf „Afterburner“, jedoch schaffen sie es erneut, Härte mit wahnwitzigen Titeln und deepen Lyrics zu verbinden. Man braucht nur echt viel Geduld, um an einige der Songs heranzukommen, auch weil das Album ungefähr acht Songs zu lang ist!

Dave Mante