Konzertbericht: Thees Uhlmann in Köln

Thees Uhlmann und seine Band beenden im Kölner Palladium ihr Konzertjahr und ihre Tour 2019. Das „größte Konzert ever“ dauert über zwei Stunden und hält einige Überraschungen, lustige Anekdoten und Kölner Prominenz parat.

„Junkies und Scientologen“ ist im Herbst 2019 nach über sechs Jahren ohne Release als drittes Soloalbum von Thees Uhlmann erschienen. In diesem Dezember spielt der Wahlberliner mit seiner Band 16 Konzerte in 18 Tagen. Köln ist der krönende Abschluss der Tour und Thees Uhlmann ist heute Abend alles, aber nicht müde von den vergangenen Wochen.

Es ist Thees Uhlmann höchstpersönlich, der als erstes die Bühne betritt. Er stellt sich freundlich vor und erläutert seine besondere Beziehung zu „Grilli“. Gemeint ist Grillmaster Flash, der heute Abend die Rolle der Vorband allein übernimmt und Thees bei der Entstehung seiner neuen Platte vor Allem textlich maßgeblich unterstützt hat. Grillmaster Flash erscheint mit seiner Akustikgitarre bewaffnet auf der Bühne und performt gerade einmal dreieinhalb Songs. Diese reichen aber aus, um sich in die Herzen vieler im Publikum zu singen und den Gästen mit humorbehafteten Texten ein breites Grinsen ins Gesicht zu malen. So schnell, wie der Kollege da war, ist er auch schon wieder verschwunden. Um kurz nach halb neun ist es Zeit für den Hauptact.

Die Band um Thees Uhlmann kommt unter großem Applaus zu den ersten gespielten Klängen auf die Bühne, um die Show mit „Fünf Jahre nicht gesungen“ zu eröffnen. Während des Songs rollt sich ein großes „Grüße aus Hemmoor“-Banner hinter der Bühne aus, Thees' Heimatort im Norden der Republik. Das Publikum ist von Anfang an textsicher am Start, wenn es auch in Sachen Bewegung des Musikstils geschuldet eher verhalten agiert. Mit den ersten fünf Stücken, unter anderem mit „Danke für die Angst“ und „Das Mädchen von Kasse 2“, spielt die Band die Gäste und sich selbst langsam und kontinuierlich steigernd warm. Was die Temperaturen im Palladium angeht, wohl eher heiß. Thees geht bei seinen Stücken voll mit, tanzt wenn er Textpause hat munter auf der Bühne und animiert das Publikum zum Mitmachen.

Gerade während den Ansagen erweist sich der gebürtige Niedersachse als ungemein am Boden gebliebener und sympathischer Zeitgenosse. Er teilt bevor er „Ich bin der Fahrer der die Frauen nach Hiphop Videodrehs nach Hause fährt“ singt genauso gegen die Rapper der heutigen Zeit aus wie im Song selbst. Er bezeichnet das Palladium als „Lummerland auf Bier“, freut sich über jeden über vierzig Jahre alten Gast mit Kind, der ihm seine Rente sichert („Wer in dem Alter noch kommt, der kommt auch noch in Jahren zu mir“) und plaudert munter über sein Verhältnis zu den Toten Hosen und die Entstehung seines Buches über die Düsseldorfer. Dass der Express ihn auf einem Instagram-Foto mit den Toten Hosen in London als Eisverkäufer betitelt hat – längst vergessen. Das Buch über die Toten Hosen handelt laut ihm zu 80% von seiner Mutter, zu 40% von ihm und 100% von Bier. Gute Voraussetzungen.

Selbst wenn Thees Uhlmann Geschichten aus dem Alltag mit seiner Tochter erzählt, hängen die Leute im Palladium gespannt lauschend an seinen Lippen. Überboten wird das nur noch wenn er singt. Einen ersten Stimmungshöhepunkt erreicht das Konzert zum Tomte-Song „Ich sang die ganze Zeit von dir“. Thees covert das „Liebeslied“ der Toten Hosen noch alleine auf der Bühne, holt sich für „& Jay-Z singt uns ein Lied“ anschließend aber umso prominentere Unterstützung auf die Bühne. Wolfgang Niedecken von BAP, ein langjähriger Freund von Uhlmann, steht ihm mit der Gitarre zur Seite und singt in den Strophen mit. Caspers Rap-Part übernimmt Thees dann aber höchstpersönlich. Köln ist davon natürlich begeistert.

Drei Mal kehrt die Band um Thees Uhlmann für diverse Zugaben auf die Bühne zurück. Es wirkt, als wolle Thees diese Bühne nie wieder verlassen. Zur ersten Zugabe gibt’s drei Titel, zur Zweiten zwei Weitere und mit der letzten Zugabe „Die Schönheit der Chance“, ebenfalls von Tomte, findet das Konzert sein endgültiges Ende. Thees lässt sich zum Ende hin zur Aussage hinreißen, das heute wäre "das größte Thees Uhlmann und Band Konzert ever!“.

Da steht er also, mit nass geschwitzten Haaren und in seiner Jeansjacke. Er reckt die Fäuste in die Höhe, lässt sich und vor Allem seine Band vom dauerhaft applaudierenden Palladium feiern. Er stellt jedes Bandmitglied noch einmal einzeln vor und verliert über jeden und jede davon ein paar persönliche Worte. Dass er ohne seinen Drummer keine Musik mehr machen möchte oder dass er seine Gitarristin kurz vor Ende des Transferfensters noch für eine Kiste Kölsch Ablösesumme geholt hat. Als letzte Handlung reckt Thees Uhlmann zwei Mittelfinger in die Luft und ruft „Peace Out Motherfuckers!“ Punk halt.