Konzertbericht: PUP + Newmoon in Hamburg

Es gehört schon eine gewisse Portion Wahnsinn dazu, die eigene Tour unter dem Motto „If This Tour Doesn’t Kill You, I Will“ durch Europa ziehen zu lassen – Wahnsinn, den die kanadischen Garage Punk-Durchstarter zweifelsohne in die kleine Sky Bar des Hamburger Molotows mitgebracht haben. Die musikgewordenen Verrücktheiten der aktuellen Platte waren 2016 in aller Munde, und so ist es absolut kein Wunder, dass der Club ausverkauft und vollgepackt mit erwartungsfrohen Fans ist.

Eine entsprechend dankbare Aufgabe liegt damit vor den Belgiern Newmoon, die pünktlich um 21 Uhr das Konzert eröffnen. Musikalisch setzt man dabei ganz andere Schwerpunkte als der Headliner: Statt wilden Punk-Breakouts betört das Quintett mit angenehm flächigem Dream Pop, der den Fokus vor allem auf instrumentale Rhythmusspielchen und eine dichte Atmosphäre legt. Dass dieses musikalische Kontrastprogramm trotzdem funktioniert, zeugt von einer ungemeinen künstlerischen Qualität – wenn auch der Aufforderung zum Stagedive schlussendlich keiner nachkommen möchte. Das würde dem Rausch von Newmoons akustischen Sphären aber auch nicht gerecht werden, die lieber genossen als gefeiert werden wollen.

Als PUP dann schließlich mit dem Albumopener und Tourwahlspruch „If This Tour Doesn’t Kill You, I Will“ die Bühne entern, gibt es kein Halten mehr – der Moshpit entbrennt auf extrem dünnem Raum und entfesselt eine hemmungslose Energie. Mit „DVP“ jagen PUP danach direkt den vielleicht größten Hit hinterher – ein gewagter Schritt, der aber funktioniert, da sich das Publikum auch im weiteren Verlauf des Abends als extrem textsicher und motiviert erweist. Das honoriert die Band mit durchgehend kraftvoll geschwellter Brust und ihrer sympathisch humorvollen Art („This is a song by a band called PUP!“). Die Sky Bar ist durch ihr beengt-intimes Flair perfekt für ausufernde Eskalationen und wilde Exzesse geeignet, und so toben die Fans eine Stunde lang durch den Club, als gäbe es kein Morgen mehr. Moment, nur eine Stunde? Leider richtig, denn als die Stimmung gerade ihren Höhepunkt erreicht hat, erklärt Sänger Stefan Babcock, wie bescheuert er doch Zugaben findet. Danach lässt die Band mit „Reservoir“ noch einmal alle Dämme brechen, bevor die vier Kanadier mit einem Mal fluchtartig die Bühne verlassen. Scheint das Publikum zunächst noch einen weiteren Scherz zu vermuten, stellt sich spätestens beim Erhellen der Lichter und dem Klang von Rausschmeißer-Mucke vom Band die Gewissheit ein, dass PUP hier einen eigentlich grandiosen Abend viel zu schnell beendet haben – und damit einen bitteren Beigeschmack auf dem Weg nach Hause hinterlassen.