Konzertbericht: Destination Anywhere, The Tips und Moped in Siegen

Zwölf Jahre lang hat es gedauert, bis Destination Anywhere das erste Mal so richtig auf Tour gehen. Zusammen mit The Tips aus Düsseldorf darf im Rahmen der „BOMBANAS TOUR“ der Besuch in der Heimat der Siegerländer natürlich nicht fehlen.

Das Vortex in Siegen verspricht bei den richtigen Bands und entsprechenden Besucherzahlen immer genau das, was man von einer Clubshow erwartet: Tropische Temperaturen, Moshpits, tolle Leute und eine richtig gute Party. Wenn nun Destination Anywhere im Rahmen Ihrer Tour zum Heimspiel dort vorbeischauen, ist all das vorprogrammiert. Die Vorzeichen könnten nicht besser sein. Der Club ist bereits vor der ersten Vorband gut gefüllt, die Laune prächtig. Nicht wenige kennen die Bandmitglieder persönlich und diese lassen es sich nicht nehmen, sich schon während der Vorbands in der Location blicken zu lassen und die vielen bekannten Gäste zu begrüßen.

Den musikalischen Opener des Abends gibt der Local Support Moped. Die Betzdorfer Formation sieht sich von Anfang an einem stattlichen Publikum gegenüber, das sich von Destination Anywhere-Sänger David vorher nicht zweimal hat auffordern lassen, den Weg von der Theke vor die Bühne zu nehmen. Moped heizen die Stimmung im Club mit Ihrem Hardcore-Punk/Punkrock-Mix ordentlich an. Sie punkten durch mitgröhlbare Texte, einem Bassisten, der mit seinem Bass gefühlt mehr vor der Bühne rumspringt als darauf und starken Gitarrensoli. Verdammt vielen Gitarrensoli. Das lockert die Hüfte für den weiteren Verlauf des Abends und Moped werden nach einer guten halben Stunde mit viel Applaus für den gelungenen Auftritt belohnt.

Nach etwa einer Viertelstunde Umbaupause sind die Tourpartner The Tips an der Reihe. Eine Reggae-Band, die den klassischen Reggae-Sound mit Punk, Rock, Ska und allerlei weiteren Elementen mischt. Der Vortex-Surfer-Musikclub könnte während diesem Auftritt tatsächlich genauso gut Open-Air an irgendeinem Sandstrand dieser Welt stehen, die Atmosphäre stimmt. Und weil der Club diesen Namen offiziell trägt, lässt es sich der anwesende Datenschmutz-Gitarrist Marius nicht nehmen, passend zu den Reggaeklängen der Band auf einem Surfbrett eine Runde über das Publikum durch den Club zu drehen.  Ein Kuriosum des Auftrittes ist, dass der bärtige Bassist Philip und Drummer Janosch (ohne Bart) während der Show für einen Song die Rollen und Instrumente tauschen. Damit das Gesamtbild weiterhin stimmt, verkleidet sich Janosch dabei mit einem sehr langen Vollbart. Eine urkomische Situation für das anwesende Publikum. Die gute Stimmung steigt dadurch unaufhörlich weiter an und das Vortex ist nach etwa einer Stunde Reggae-Vibes mehr als aufgewärmt und bereit für den Headliner des heutigen Abends.

Destination Anywhere

Während der folgenden Umbaupause leert sich der Club so gut wie gar nicht. Wer nicht rauchen geht oder sich schnell noch ein neues Kaltgetränk holen muss, bleibt an Ort und Stelle. Schließlich soll das folgen, wofür die Allermeisten hier sind. Die Lichter gehen aus, das Star-Wars-Intro ertönt und ehe man sich versieht, stehen die sieben Musiker auf der Bühne und die ersten Ska-Klänge erschallen im sofort tobenden Vortex. Es folgt ein Set querbeet durch die Bandgeschichte, zelebriert von einem extrem textsicheren Siegener Publikum. In der Setlist ist sowohl Platz für Songs wie „How You Feel“ oder „March For You“ aus der Anfangszeit der Band, als auch für Titel vom neuesten Album „Bomben“, wie zum Beispiel „Astronaut“ oder „Perfektes Mädchen“. Die Zeit dazwischen wird durch „Warten auf Godot“, „Komm, hör doch auf!“ und einige andere Titel abgedeckt. Hier ist mit Sicherheit für jeden Fan etwas dabei. Für einen besonderen Partyfaktor sorgen Coverversionen von „Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ und „Saufen, morgens, mittags, abends“. Eine vielleicht ungewöhnliche Auswahl, aber im Destination-Anywhere-Style mit Trompeten und Posaunen gespickt auch unfassbar geil! Das Feiern fällt allen heute besonders leicht, schließlich fällt nach Aussage der Band morgen die Uni aus und die Jungs haben mit allen Chefs geklärt, dass die Arbeitnehmer nicht zum Job erscheinen müssen. Kein Song vergeht ohne Moshpit oder einer wild umherspringenden Crowd. Die Jungs unterhalten „ihr“ Vortex etwas mehr als eine Stunde auf ganz hohem Niveau. Besondere Ehrengäste sind heute Abend die Kinder (in Begleitung Ihrer Eltern), die im Musikvideo zu „Astronaut“ in die Rollen der Musiker schlüpfen durften. Nach der Show blickt man im Vortex ausschließlich in durchgeschwitzte, aber strahlende Gesichter. Als etwas verstörender Eindruck bleibt einem lediglich ein crowdsurfendes Walross in Erinnerung, welches bekanntlich das Maskottchen der Band ist. Alles in Allem müssen sich Destination Anywhere ihr Heimspiel in Siegen genau so vorgestellt haben.