Capaldi vermag es mit seiner Popmusik nicht nur Teenies, sondern sicherlich Menschen verschiedener Generationen von sich zu überzeugen. “Haven’t You Ever Been In Love Before" ist einer dieser Songs, gleichermaßen kitschig wie authentisch. So auch seine Vorliebe für 6/8 Takte und Klavierballaden. Capaldi vereint Elemente der Softrock-Bewegung der 80er/90er Jahre mit modernem Anspruch. Er schreibt Songs die trotz ihres populären Anspruchs und einer damit einhergehenden Leichtigkeit immer noch interessante Akkordwendungen, Läufe und Spannung beinhalten. Er klingt nach Ed Sheeran, aber in besser. Es scheint, als hätte Capaldi das Heartbreak-Genre noch besser erkundet als sein englischer Kollege. So auch im Song “Burning”. Sheeran hätte diesen Song auch schreiben und singen können, doch hat Capaldi's Stimme mehr Tiefe, mehr Ausdruck, mehr Emotion. Es scheint schon fast so, als könnte er Frontmann einer Emo Rockband sein.
Des Weiteren überrascht er mit einer immensen stimmlichen Reichweite. Versucht man die Töne in der Bruststimme beispielsweise bei “Any Kind Of Life” nachzusingen, wird man von der tonalen Höhe überrascht, die durch seine raue Stimme kaschiert wird. “The Pretender” hat eine ähnliche textliche Thematik wie der gleichnamige Song der Foo Fighters. Sich eine Maske aufziehen und so tun, als wäre man wer anders, um das Anderssein zu verstecken. “So tell me who you want me to be, so I’ll be my best impression of me”. Angst, sich zu öffnen und sich so zu zeigen, wie man ist. Schaut man sich die zugehörige Netflix Dokumentation “How I’m Feeling Now” wird vieles klar.