Da das nächste Konzert an diesem Abend im selben Club stattfindet, haben wir zwischen den Shows genug Zeit, gemütlich ein Getränk zu uns zu nehmen. Der “Special Guest”, der erst sehr kurzfristig vor dem Festival angekündigt wurde und gleich die Bühne erklimmen wird, ist Betterov. Auch wenn mich dessen Debütalbum “Olympia” leider nicht mehr ganz so sehr überzeugen konnte wie noch die “Viertel vor Irgendwas”-EP, freue ich mich doch sehr auf dieses Konzert. Als sich das Licht abdunkelt und Betterov und Band ihre Show beginnen, dringt allerdings ein Geräusch an meine Ohren, das der Stimmung einen kleinen Abbruch tut: Unterhaltungen der Leute um mich herum. An dieser Stelle ein kleiner Exkurs in Sachen Konzert-Etikette. Wenn du keinen Bock auf die Musik hast, geh raus. Wenn du lieber die Basketball-Ergebnisse im Live-Ticker checken möchtest, als dem Konzert zu folgen, geh raus. Und bitte, wenn dir die Bolognese, die du und dein:e Partner:in am Wochenende gekocht haben wichtiger ist als der Typ, der gerade allein auf der Bühne einen ruhigen Klaviersong spielt, dann geh. einfach. raus. Ich bin normalerweise recht unempfindlich für sowas, und kurz zwischen den Songs quatschen ist ja auch völlig okay. Aber hier ist das Ganze wirklich so ausgeartet, dass die Hälfte der Gruppe hinter mir mit dem Rücken zur Bühne stand und sich zusammen Fotos auf dem Handy angeguckt hat. Sorry, aber das ist einfach respektlos, sowohl dem Rest des Publikums als auch den Künstler:innen gegenüber. So, genug abgekotzt, wie war denn jetzt das Konzert? Nachdem sich die Störenfriede im Publikum dann doch beruhigt hatten, richtig richtig gut. So gut, dass sich der Auftritt von Betterov innerhalb von ein paar Songs zu meinem Highlight des Wochenendes mauserte. Neben Hits wie “Dussmann”, “Nacht” und “Dynamit” spielt der Wahlberliner viel aus seinem neuen Album. Der für mich beste Song kommt allerdings erst ganz zum Schluss, als letzter Song der Zugabe. “Platz am Fenster” bringt mich mit seiner unendlichen Melancholie regelmäßig an den Rand der Tränen, und auch live entfaltet der Song eine unglaubliche Stimmung. Ein versöhnlicher Abschied für ein buntes Festivalwochenende mit Höhen und Tiefen.