Das wahrscheinlich wichtigste Festival des Landes fand in diesem Jahr nicht auf einer stillgelegten Rennstrecke oder in einem von Metallern überlaufenen Dörfchen statt, sondern in der beschaulichen Münsteraner Location Sputnikhalle. Um auf die fehlende Repräsentation von FINTA-Artists auf den großen Festivalbühnen Deutschlands hinzuweisen, starteten Kochkraft durch KMA und das Ladies und Ladys Label die Aktion Cock Am Ring und veröffentlichten einen Sampler, auf dem FINTA-Künstler:innen Songs von Rock-Am-Ring-Dauergästen wie Billy Talent, den Toten Hosen oder den Beatsteaks coverten. Aber immer nur mit dem Finger zeigen ist ja auch irgendwie blöd, dachten sich die Beteiligten wohl, und riefen das Cock Am Ring Festival ins Leben. Auf den beiden Bühnen der Sputnikhalle traten an zwei Tagen insgesamt zwölf Bands und Künstler:innen auf, oben drauf gab’s Workshops und Stände verschiedener queer-feministischer Initiativen.
Als ich am Samstag Nachmittag am Festivalgelände ankomme, herrscht reges, aber gemütliches Treiben. Die erste Künstlerin, Kat Kit, wird erst in circa einer halben Stunde spielen, und so nutze ich die Zeit um das Gelände zu erkunden, besorge mir ein Getränk und ein von Kochkraft durch KMA – den Headlinern des Abends – eigenhändig im Backstage zusammengefrickeltes Armband. Langsam aber sicher trudeln mehr Gäste ein und es wird schnell ersichtlich, dass das Diversitätsargument eben doch viele Leute von der Couch und vor die Bühnen bekommt. Es ist eben wichtig, Geschlechtervielfalt auch vielfältig auf solchen Veranstaltungen zu zeigen. Das Publikum ist dementsprechend durchmischt und sehr angenehm. Das mag zum einen an der überschaubaren Kapazität des Festivals liegen, zum anderen aber auch daran, dass die Gäste hier nicht schon den ganzen Vormittag biertrichternd und schlagerhörend auf einer Zeltwiese verbracht haben. So sollte die Atmosphäre über das gesamte Wochenende hinweg stets sehr angenehm bleiben.