„Musik ist die Ausdrucksform, die ich am besten sprechen und verstehen kann“, sagt Joschka selbst zu seinem Verhältnis zu seiner Kunst. „In meiner späten Kindheit habe ich irgendwann gemerkt, dass Musik das Einzige ist, was mich aus dem Nichts zum Weinen bringen kann, was mich aus dem Nichts Dinge fühlen lässt, was mich aber auch trösten kann.“ Entdeckt hat Joschka dieses Faible nicht in erster Linie übers Musik hören, sondern übers Musik machen. In seiner Familie hat das auch einen deutlich höheren Stellenwert als das pure Hören. „Musik war in unserem Alltag immer selbstverständlich“, erinnert sich Joschka. „Ich habe erst später gemerkt, dass Musik mir total viel gibt, wenn ich sie nur höre. Bei meinen Eltern findest du auch nicht viel mehr als irgendwelche Bach-CDs im Schrank. Popmusik hat also auch bei mir nicht so eine große Rolle gespielt bis zu dem Alter, wo man sich so etwas selbst erschließt.“
Besonders evident ist im Gespräch mit Joschka immer wieder, dass seine Kunst vor allem zum eigenen Ausdruck gedacht ist – ganz egal, ob es nun die eher augenzwinkernd gemeinten Pop-Punk-Hommagen von Long Goblin sind oder seine Solo-Songs, in denen er sich ganz direkt mit den Fragezeichen seines Lebens auseinandersetzt. Das geht sogar so weit, dass das oftmals mehr oder weniger ehrlich angepriesene Ideal des Künstlers, der die Musik nur für sich selbst und nicht für seine Wirkung nach außen macht, zumindest in gewissen Teilen bei Joschka sehr überdeutliche Züge annimmt. „Meine Musik ist gedacht zum Rausgeben, aber nicht dafür, dass man mir etwas zurückgibt – ganz egoistisch“, meint Joschka. „Ich mache die Musik nicht, damit Leute kommen und mit mir darüber reden, was ich da gesagt habe. Leute können das gut finden, die können sich da was rausziehen und die sollen natürlich zu meinen Konzerten kommen. Aber ich will nicht wie William Fitzsimmons nach meinen Auftritten immer noch ausführlich mit den Menschen dort reden. Das schaffe ich nicht, das kann ich nicht, davor habe ich Angst.“
Der letzte Satz fasst implizit eine Sache zusammen, die sowohl Joschkas Musik als auch ihn selbst als Mensch stark auszeichnen: Sein starkes Bewusstsein darüber, wer er selbst sein will und was er kann führt umgekehrt auch zu einer Angst, dieses Bild wanken zu sehen. Wieder sind wir bei der Frage nach Identität, die „Laundry“ stellt, aber Joschka selbst stellt sich diesem Problem auch immer wieder in anderen Kontexten. „Ich habe ein sehr großes Selbstbewusstsein, was meine Musik betrifft“, erzählt Joschka. „Da weiß ich ganz genau, dass das, was ich mache, mir selbst sehr gut gefällt. Das reicht mir. Ich habe keinen anderen Anspruch. Und anderseits habe ich große Angst davor, dazu mal Feedback zu bekommen, weil ich eben auch manchmal ängstlich und ein vermeidender Typ bin.“
Am Ende des Tages ist aber dieses Taumeln zwischen dem Wunsch nach eigenem Ausdruck und der Sorge davor, wie das in der Welt ankommt, wohl ein Problem, dass sich metaphorisch auf viele Lebensbereiche übertragen ließe. Beeindruckend, wie oft Musik dabei als Auffangnetz dienen kann – sei es in der Teenage-Angst, die aus jeder Pore der Emo-Wellen der vergangenen Jahrzehnte trieft, sei es aus Touché-Amoré-Sänger Jeremy Bolm, der seine tiefsten Dämonen immer dann am besten teilt, wenn er sie völlig maßlos ohne Schranken vorträgt. Für Joschka ist dabei in allen seinen Projekten, so verschieden sie auch sein mögen, eine Maßgabe ganz besonders entscheidend, die seine Kunst erstaunlich gut auf den Punkt bringt: „Ich möchte, dass meine Musik echt ist. Ich kann es nicht leiden, wenn man etwas nur macht, weil man sich davon Geld verspricht. Andersherum hasse ich aber auch Leute, aus deren Persona die ganze Zeit trieft, dass sie Künstler sind und dass es ihnen so schlecht gehe. Ich glaube zu wissen, was Popmusik kann und was sie nicht kann. Und das finde ich schon ziemlich viel.“