Des Öfteren kommt es vor, dass ich in den Kiezplattenladen meines guten Freundes Tobi komme und er mich mit den Worten „Ich hab da was Neues für dich“ begrüßt. Eines Tages zeigte er mir das Cover von LYRs „Call In The Crash Team“, welches sofort meine Aufmerksamkeit bekam. Direkt ging mein Gedanke in Richtung eines Melodic-Hardcore Albums, die Blumen im Vordergrund, die generell sterile Melancholie im Rest des Bildes. Als er jedoch den Song „Never Good With Horses“ anspielte, war ich mehr als verblüfft von dem, was mir da entgegenschlug. Eine wilde Mischung aus gesprochener Poesie und einem leichten Instrumental im Hintergrund. Bands wie Hotel Books oder September Stories (Ohne die Schreiparts) mit den Instrumentals von Low Roar sind wohl die beste Umschreibung, die mir gerade einfällt.
Ich ging also nach einem Kaffee in diesem Laden nach Hause und hörte in meinem Sessel sitzend gespannt durch dieses Album. Nun, am nächsten Tag habe ich es bei ihm gekauft, guter Marketingtrick! (Falls ihr mal in Dresden seid, geht in den GrooveAmtRecords Plattenladen!) Von Anfang bis zum Ende erwartet die Hörer:innen hier hochemotionale Musik mit diversen Twists. Nun hört sich die Beschreibung ein paar Sätze eher zwar sicher nicht so spannend an, jedoch ist es wirklich schwer, dieses Album und die Band richtig zu beschreiben. Auch deswegen, weil am laufenden Band neue Highlights eingewoben werden. Seien es gesungene Lyrics, welche garantieren, dass es euch kalt den Rücken runterläuft, eine immer weiter gesteigerte Spannungskurve allein durchs Instrumental oder dem kompletten Genrewechsel zu einem Lofi-Beat, auf welchen die jeweiligen Lyrics gesprochen werden. Es ist der Wahnsinn, was dieses Album bietet. Außerdem wirkt die Scheibe bei jedem hören ein Stück anders. Je nach Emotionslage, Standort, Tätigkeit treffen die Töne verschieden. Songs, die man eventuell eher als okay betrachtet, sind auf einmal wahnsinnig schön oder noch unpassender. Diese Platte kam bei mir mit jedem Durchlauf mehr aus sich heraus. Dieses Phänomen hatte ich das letzte Mal in diesem Maß bei La Disputes letzten Album „Panorama“, welches ebenfalls mit jedem Durchlauf besser wurde. Ich könnte hier jetzt noch lange schwärmen, auch über das Textbuch, die Aufmachung und alles Weitere von LYR, aber ihr solltet dieses Album einfach selbst erleben!