Gab es nicht jede künstlerische Idee der Verkleidung schon einmal? Pandamasken, Sturmmasken, kiloweise Schminke, der vollständige Verzicht auf Kleidung… Haben wir doch alles schon gesehen. Als ich jedoch das erste Mal mit Milking The Goatmachine in Kontakt kam, gab es deren Idee für mich noch nicht: Eine im Bereich des Metal („GoatGrind“) angesiedelte Band mit Ziegenmasken, dazu geografisch aus meiner Nähe. Das war neu und das war aufregend. Ich war zu dieser Zeit - mit ca. 16 Jahren - von allem begeistert, was laut und möglichst unverständlich daherkam. Zudem kreuzten sich die Wege der Ziegen mit den meinen mehr oder weniger automatisch über Bekannte oder Festivals. Es war also kein Kraftakt, diese Band ohne großen Aufwand sowie ohne Führerschein Live zu sehen und vor allem herauszufinden, woher eigentlich diese Masken stammen. So besaß ich nicht lange nach meiner ersten Berührung mit Milking The Goatmachine meine eigene Ziegenmaske, „dehnte“ ihr Ohr, steckte zwei 10 mm Tunnel hinein und wickelte eine Blumenkette zwischen die Hörner. Das Ganze ging soweit, dass wir aus Spaß damit im Freibad herumirrten und kleineren Kindern wohl den Schock ihres Lebens servierten. Aber hier geht es um „Clockwork Udder“, das dritte Album der Band und das Erste, mit welchem ich mich im Ganzen beschäftigte. Von den beiden Vorgängern liefen damals eher die „Klassiker“, vor allem „Ding Dong“, „Bingo Bongo“ oder „Surf Goataragua“ und „Milk Me Up Before I Go Go“ auf Kellerpartys. Bei „Clockwork Udder“ fand jedoch auch die klassische Phase der Vorfreude nach der Vorbestellung bei mir statt. Ein Shirt der Band aus dieser Zeit fiel mir kürzlich erst wieder in die Finger und ist wieder im Gebrauch. Ich erinnere mich daran, schon vor dem Release die veröffentlichten Musikvideos in Dauerschleife auf Youtube in übertriebener Lautstärke zu pumpen (vor allem „Human Domestication“ und „More Humour Than Human“) und dass das Album bei mir eine Zeit (mit-)prägte, in der der Alltag noch aus Schule bis 14:00 Uhr, mehr oder weniger aus Hausaufgaben und vor allem aus Musik bestand. Vor allem aus Musik! Und daraus, mit Ziegenmasken im Freibad zu liegen und damit ein für die anwesenden Mitbürger:innen möglichst verwirrendes Bild abzugeben. Zehn Jahre sind seitdem vergangen und das neue und achte Album („Greatest Hits“ außen vor gelassen) steht in den Startlöchern. Höchste Zeit also, sich noch einmal auf den „GoatGrind“ von Milking The Goatmachine zu freuen. Ich bin am Start.