Booze Cruise Label-Spotlight #3: Doghouse Records

Im Rahmen des Booze Cruise Festivals stellen wir euch jede Woche ein spannendes Indie-Label vor, das Teil des Events sein wird. Heute widmen wir uns der traditionsreichen Plattenschmiede Doghouse Records.
Booze Cruise

Wer mehr als drei Jahrzehnte mit seinem Geschäft durchhält, der muss irgendetwas ziemlich richtig machen. Das New Yorker Label Doghouse Records kann diese Auszeichnung tatsächlich mit Stolz tragen, im letzte Jahr feierte das Unternehmen sein 30-jähriges Bestehen – ein Umstand, der gerade im hart umkämpften und wenig profitablen Markt alternativer Musik nur den Allerwenigsten gelingt. Deswegen erfordert so eine Geschichte zwangsläufig nicht nur enorm viel Herzblut, sondern auch – und das muss man aller Romantik zum Trotz klar feststellen – wahrnehmbare Erfolge.

Dabei fing wie so oft alles ganz klein an. 1988 wird Doghouse Records von Dirk Hemsath gegründet, der darauf eigentlich nur die Songs seiner Straight-Edge-Band Majority Of One veröffentlichen will. Der Prozess zum allumfassenden Label verselbstständigte sich schnell – über 30 Jahre später hat Doghouse Records über 150 Platten veröffentlicht. Beeindruckend ist dabei vor allem Hemsaths Durchhaltevermögen, das er vor allem im Kontakt mit den stets gnadenlosen Vertrieben an den Tag legt. „Bei Doghouse wurden wir nie bezahlt, von niemanden“, sagt er einmal in einem Interview. „Wir mussten die meisten Vertriebe verklagen, um bezahlt zu werden.“ Hemsaths Hartnäckigkeit zahlt sich aus – ganz besonders im Jahr 2008, als Doghouse Records „When The World Comes Down“ von The All-American Rejects veröffentlicht, auf dem auch die Hitsingle „Gives You Hell“ enthalten ist. Der Song erreicht in den USA Vierfach-Platin, das Album erhält Goldstatus.

Diese herausragende Erfolgsgeschichte einer einzelnen Doghouse-Band kann nicht wirklich als repräsentativ für die Gesamtarbeit des Labels gesehen werden, aber sie zeigt trotzdem deutlich auf, dass das Unternehmen einen Riecher für die Acts von morgen hat. Dabei muss man nicht nur von The Get Up Kids oder Hot Water Music sprechen, die beide bereits Platten bei Doghouse veröffentlicht haben, sondern auch von den Bands, die das Label dieses Jahr auf dem Booze Cruise vertreten. As Friends Rust sind zum Beispiel zwar noch nicht ganz so lang aktiv wie ihr Label, mit einer Gründung im Jahr 1996 aber schon eine absolute Institution im melodischen Punk – die Attitüde der Band wird am besten in einem großartigen Songtitel wie „More Than Just Music, It’s A Hairstyle“ deutlich. Im selben Jahr wie As Friends Rust gründeten sich auch Chamberlain, die damals zu den Vertretern des wütenden Emo-Post-Hardcores zählen. Der Auftritt der New Yorker in Hamburg ist eine kleine Sensation – immerhin war das Quintett tatsächlich seit fast einem Vierteljahrhundert nicht mehr in Europa. Die Show beim Booze Cruise ist eines von nur sieben Konzerten, das die Band bei dieser Reise gibt. Noch ein bisschen weiter geht nur die Geschichte von Scott Ritcher zurück, der die ersten Songs für seine Band Metroschifter bereits 1994 geschrieben hat. Seine Band ist schon seit einigen Jahren nicht mehr aktiv, Ritcher spielt auf dem Booze Cruise aber Songs seiner neuen Akustik-Platte, die bereits diesen Monat erscheint. So wird dass Booze Cruise für Doghouse ein Wochenende der Retrospektive auf eine lange Geschichte und ein Wiedersehen mit vielen alten Freunden, die noch lange nicht müde sind.