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The Winter Passing mit Achterbahnfahrt auf ihrer EP „Double Exposure“

Bands mit einem Sänger und einer Sängerin findet man heute nicht mehr allzu häufig. The Winter Passing haben aber genau das. Und schon schnell fällt auf, was die EP ausmacht: Sie klingt anders. Doch die Frage bleibt natürlich: Ist dieses „Anders“ innovativ und gut klingend oder hat man nur eine weitere Band im schon sehr großen Musikuniversum, welche den Durchbruch nicht schaffen wird?

Die gesanglichen Parts teilen sich die beiden Sänger immer relativ offen ein. Es gibt kein grundlegendes Konzept, wer zu welchem Zeitpunkt singen muss. Irgendwie soll es halt gut klingen. Doch das verwirrt schnell, zumal beide eine sehr extrovertierte Stimme haben. Es dauert eine Zeit lang, bis man sich richtig daran gewöhnt hat. Die instrumentale Begleitung ist stattdessen mehrmals rockiger, als es zwangsläufig nötig wäre. Diese Mischung macht das Zuhören sehr interessant, da man gerade beim ersten Mal keine Ahnung hat, was auf einen zukommt. Schon beim ersten Song „Paper Rabbit“ spürt man die musikalische Kraft und Vielfalt innerhalb der Gitarren. Man merkt aber auch, dass die beiden Stimmen miteinander gut harmonieren, auch wenn sie sehr unterschiedlich klingen.

 

Die Suche nach den richtigen Stilmitteln ist für die Band aber definitiv noch nicht abgeschlossen. Während die Platte eigentlich viel mit härterem Klang und weicheren Gesang arbeitet, begleitet „Es Cap Ism“ eine sehr monotone, ruhige Melodie. Der Song ist eine Ballade, welche aber irgendwie nicht zu den restlichen Tracks passen will. Die Texte sind allesamt eher auf einer melancholischen Ebene. Bei „She Was A Rose“ spürt man sehr gut die steigende und fallende Dramaturgie, welche sich hinter einzelnen Songs verstecken soll. Gerade dieser Song induziert das Gefühl des Rennens. Ein schneller Takt spielt hier ein bisschen Ping-Pong mit dem langgezogenen Gesang. Ähnlich wirkt der Song „Significance“. Aber bis hierhin fehlt irgendwie immer noch etwas, das die Band besonders macht.

Und das könnte definitiv der Song „So Said Virginia“ ändern. Die Musik erinnert irgendwie an frühere „OC California“ oder „Zoey 101“-Zeiten. Sie hat etwas Hollywood, eine Prise Sommer und auch ein bisschen Lebenslust in sich. Hier trennen sich sicherlich viele Wege. Die einen mögen den schrillen Sound sicherlich sehr mögen, andere könnten ihn für übersteuert halten. „Like Flowers Ache For Spring“ ist ebenfalls ein Kandidat für so eine Polarisierung. Insgesamt macht es aber viel Spaß der Band zuzuhören, da man schnell merkt, dass sie viel Euphorie in ihre Lieder packt. Am Ende muss man aber wirklich für sich selbst entscheiden, ob man „The Double Exposure“ mag oder nicht. Die Band setzt mit der EP auf alle Fälle neue Wege frei und zeigt ihr Potenzial.

Fazit

6.1
Wertung

The Winter Passing können schon einiges. Leider ist für mich die Platte zu undurchsichtig und ich erkenne nicht, wohin sie führen soll. Die Band spielt irgendwie mit den Gefühlen des Zuhörers, da die Texte definitiv nicht mit der Musik gleichgesetzt sind.

Ole Lange