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Reviews

Waving The Guns und „Das muss eine Demokratie aushalten können“: Keine Kompromisse

Im Fahrwasser des Audiolith-Labels hat sich die Polit-Rap-Formation Waving The Guns in den vergangenen Jahren eine beachtliche Crowd erspielt. Mit „Das muss eine Demokratie aushalten können“ bleibt sie auf Kurs.

Waving The Guns – das sind knarzende Beats, sperrige Texte und klare Haltung; Apathie für Nationalflaggen und Liebe zur Pilsfahne. Mit den beiden Longplayern „Totschlagargumente“ und „Eine Hand bricht die andere“ hatte man die Richtung vorgeben, die mit der Neuerscheinung konsequent beibehalten wird. Dabei machen die Rostocker in Skimasken auch weiterhin keinen Hehl aus ihrer gänzlich unpazifistischen Einstellung gegenüber Faschos und der Staatsgewalt, sollte sie erstere schützen. Der Track „Ich werde mich verteidigen“ ist das beste Beispiel dafür, „Das muss eine Demokratie aushalten können“ die Erklärung. Waving The Guns stehen nach über fünf Jahren immer noch mit Pflasterstein in der Hand auf der Straße, spucken von unten nach oben, beleidigen dich und deine Crew vernichtend als „Umpa-Lumpas“ oder „Dussel“ und fragen dich dann, was du erwartet hast. Alles beim Alten also? Nicht ganz.

Zunächst einmal ist Admiral Adonis nicht mehr mit von der Partie und lässt Rapper Milli Dance sowie die beiden Produzenten Dub Dylan und Dr. Damage als Trio zurück. Letztere sind verantwortlich für die zweite Neuerung auf der Platte mit dem viel zu langen Namen – dem Soundbild. Denn während die Vorgänger mit ihrer grobschlächtigen Beat-Ästhetik noch arg sperrig wirkten, bietet der Neuling einen aufgeräumteren und insgesamt musikalischeren Klangeindruck, ohne dabei seine Wurzeln zu verraten. Das Sample-basierte Klanggerüst hat ein paar Dub-Anleihen und quäkende Soul-Gitarren spendiert bekommen, von denen insbesondere das quintessenzielle „Was hast du denn erwartet“ profitiert.  Im Allgemeinen wirkt die Grundstimmung des Albums dadurch nicht mehr ganz so miesepetrig, wie man es von den Rostockern gewohnt ist.

Wirklich einsteigerfreundlich wird das Trio dadurch aber nicht. Die Texte zielen nach wie vor auf die Zielgruppe innerhalb der eigenen Blase und sollen erst gar nicht von denjenigen gemocht werden, die ihre Einstellung nicht bereits im Voraus teilen. So bleibt es für Waving The Guns wohl bei den „großen Dingern in kleinen Hallen“, wie Milli Dance es nennt. „Das muss eine Demokratie aushalten können“ könnte das bisher Größte davon werden.

Fazit

7.8
Wertung

Wer bei Polit-Rap an Meinungsaustausch à la Samstagabend-Talkshow denkt, der ist hier falsch. Waving The Guns machen weiterhin Kampf- und Partylieder für die Besetzer des Elfenbeinturms, das aber par excellence.  

Felix ten Thoren