Waving The Guns und „Am Käfig Rüttlen“: Aggressiv

Es wird dem Vaterland mit wortgewandten Punchlines und brennenden Barrikaden entgegengetreten, während nicht nur verbale Faustschläge fallen. Wie üblich wird es dabei laut und aggressiv, unterlegt mit dicken Beats und einer gewaltbereiten Energie

Waving The Guns haben schon lange erkannt, dass man auf der Suche nach Vernunft in der Gesellschaft nicht viel finden wird und man eben nicht auf den Verstand der Menschheit vertrauen kann. Grundlegend ist „Am Käfig Rütteln“ ein Album im klassischen WTG Style, bedeutet wortgewandte Pöbelei und ein brennender Hass auf das System.

Über den Flow von Milli Dance muss man eigentlich nicht viel sagen, Waving The Guns haben ihren Platz im Underground Hip Hop schon längst gefunden. Trotzdem finden sie immer wieder Wege, ihrer Musik einen neuen Anstrich zu geben, ohne sich dabei stark zu verändern.

Die Beats harmonieren miteinander und die Samples dienen an manchen Stellen schon fast als roter Faden, der sich durch das Album zieht. Es ist Boom Bap mit ein paar modernen Trap Elementen. Die dicken Bässe drücken so richtig rein und gemeinsam mit einer scheppernden Snare wird man direkt nicht nur zum Kopfnicken verleitet.

Vor allem die eingesetzten Samples machen die Beats um einiges spannender. Beispielsweise wurde für das Outro von „Coldplay & Nazis“ und das Intro von „Ich weiß nicht recht“ das gleiche Sample benutzt, was jedoch so abgewandelt wurde, dass es mit dem Outro des Songs harmoniert, aber gleichzeitig quasi einen neuen Track einläutet.

Spannend ist außerdem, dass auch Fatoni auf der neuen WTG Platte vertreten ist, obwohl man in der Vergangenheit keine deutlichen Parallelen zwischen beiden Künstlern ziehen konnte.

„WTG ist Hip Hop Müll, der richtig aggressiv macht“ - Kernkompetenz

 

Es ist die Mischung aus den lauten Beats, die sowieso schon eine eher aggressive Grundstimmung erzeugen, dem Schlag auf Schlag WTG Flow und die politischen Texte, die dann das Fass zum Überlaufen bringen. Dadurch erzeugen sie eine unfassbare Energie, die sich durch den Drang nach Wut und Zerstörung erkennbar macht. Es fliegen klare Punchlines gegen Staat und Kapital, aber vor allem auch gegen pazifistisches „Kuscheln gegen Nazis“ und neoliberale Scheinheiligkeit.

Waving The Guns machen weiterhin Musik zum Randalieren und stellen sich lautstark gegen das kapitalistische System und seine Vaterlands-Verehrung. In „Gott zum Gruße“ wird noch einmal deutlich, was mit aggressiven Punchlines gegen Staat und Kapital gemeint ist. Schon in den ersten Sekunden des Tracks wird klar, dass WTG nicht viel mit Pazifismus am Hut haben, sondern den Klassenkampf mit der Faust fordern.

Fazit

8.7
Wertung

Eine „Fick das Vaterland“ Attitüde mit ordentlich aggressiver Energie und einer guten Portion Gewaltpotential. WTG liefern genau das, was man von WTG erwartet, doch statt Monotonie und diesem Gefühl, man habe das alles schon einmal gehört, schaffen Waving The Guns es wiedermal, eine spannende Platte mit einer unfassbaren Energie, die direkt auf einen überspringt, zu kreieren.

Paula Thode