Vanishing Life - Surveillance

Langsam bricht wieder die Zeit an, in der das Jahr sich dem Ende neigt und die Menschheit sich bei Glühwein, Spekulatius und Kerzenschein auf das besinnlichste Fest des Jahres vorbereitet. Und auch der schneeweiße Wolf auf dem Cover des Vanishing Life-Debuts „Surveillance“ löst zunächst eher Assoziationen zum Winterschlaf als zur rasenden Wolfsjagd aus. Legt man die Platte aber schließlich das erste Mal auf, scheint den Wolf die Tollwut gepackt zu haben. Denn die Songs dieses Albums sind raffiniert, durchdacht, echt – und vor allem wild.

Vanishing Life als „Super-Group“ zu bezeichnen, wäre durchaus angemessen – immerhin vereint das prominente besetzte Quartett in seinen Reihen Mitglieder von Quicksand, Rise Against und …And You Will Know Us By The Trail Of Dead. Gemeinsam spielen sie wüsten Garage-Hardcore, der ohne Schema F-Kompositionen auskommt und dem Genre seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Frontmann Walter Schreifels wirft sich mit melodisch klarer Stimme in die Riff-Welten seiner Bandkollegen. Die, im Gegensatz zu zahlreichen Hardcore-Mitstreitern, nicht guttural vorgetragenen und trotzdem angenehm imperfekt klingenden Vocals sind eine extrem erfrischende Innovation und lassen an Zeiten zurückdenken, als Chris Cornell mit Audioslave ähnliche Gefühle auslöste. Getragen wird die Platte aber vor allem von den massiven Riffs, die zyklisch mit den Gesangspassagen im Dialog stehen. Insgesamt wirkt das Album durch diese Elemente deutlich melodischer als andere Vertreter seiner Art, was die Musik eingängiger, abwechslungsreicher, aber auch tiefer macht. Zwischen all den musikalischen Gewehrschüssen finden Vanishing Life immer wieder Platz für Experimente. Ständig wird das Geschehen von elektronischem Rauschen unterbrochen, das wie ein weit entfernter Regenschauer klingt. Auch innerhalb der Songs gewinnt der Sound durch das gelegentliche Zurückfahren des Tempos an Vielschichtigkeit. Die Band schafft so Momente der Aufmerksamkeit, die nicht nur der Eintönigkeit geradewegs aus dem Weg gehen, sondern vor Allem auf den nächsten Schlag vorbereiten. Und auch vor aus dem Nichts kommenden Reprisen des Refrains wie im Opener „Realist“ macht die Band nicht halt. Spätestens dieser Moment zeigt, wie unberechenbar und spannend die Songs von „Surveillance“ sind.