Der altmodische Stil von Tiger Army bleibt über das gesamte Album unangetastet. Hin und wieder fühlt man sich an Elvis erinnert, manchmal an Johnny Cash. Der Rock 'N' Roll der frühen zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist dauerhaft präsent. Wie sieht es dabei mit der Kombination aus Altertum und der Moderne aus? Das modernste an der Platte ist ihre Produktion. Man lässt den Instrumenten ihren nach Vergangenheit klingenden Charme, arbeitet mit Reverb, verpasst der Gitarre einen ordentlichen Vintageeffekt und hier und da ein Echo. Die Qualität ist dabei 1A. Die Songs gestalten sich einfach, aber bleiben im Kopf und sind tanzbar. Wie es sich für Rock 'N' Roll gehört.
Die unerwartetste Veränderung befindet sich von den Titeln her genau in der Mitte des Albums und reißt die in die Rock 'N' Roll-Vibes vertiefte Hörerschaft aus ebendiesen: „Death Card“ ist schneller als der große Rest des Albums, startet ein bisschen á la Volbeat und klingt im Refrain nach The Offspring. Mit dem kleinen Unterschied, dass bis auf den Gesang alles immer noch nach Früher klingt, lange nicht so wuchtig wie die genannten Vergleichsbands. Die vielleicht am offensichtlichsten gebaute Brücke zwischen Tradition und Moderne auf „Retrofuture“. Im gleichen Atemzug kann man „Eyes Of The Night“ nennen, der durch seine aggressiven Riffs aus der Reihe tanzt. Wobei eher der Rest der Reihe tanzt beziehungsweise tanzbar ist, „Eyes Of The Night“ ist es eher nicht.
„Mi Amor La Luna“ bringt den Mexiko-Flair des Intros zurück und ist eine in spanisch gesungene Hymne für den einzigen natürlichen Satelliten unserer Erde. „Night Flower“ als Instrumentalstück lässt von längst vergangenen Zeiten in schummrigen Musikbars träumen und „Shadowlight“ beschließt die Reise letztendlich im typischen Stil der Band: Melodisch, rhythmisch, tanzbar. Wenn man DEN typischen Stil zwischen all den Facetten auf „Retrofuture“ überhaupt definieren kann.