Reviews

TEQUILA AND THE SUNRISE GANG - FIRE ISLAND

“Fire Island” ist das neue Werk der Kieler Reggae-Kombo “Tequila and the Sunrise Gang” (Tatsg im folgenden)und erscheint am 29.04.2016 auf dem Label “Uncle M”.

“Fire Island” ist das neue Werk der Kieler Reggae-Kombo “Tequila and the Sunrise Gang” (Tatsg im folgenden)und erscheint am 29.04.2016 auf dem Label “Uncle M”. Bevor wir uns der musikalischen Einschätzung widmen, müssen wir noch von unseren Erlebnissen während des intensiven Hörens berichten. Auch wenn es jetzt nach einem schlechten PR-Gebrabbel klingt, können die zwei Autoren unabhängig von einander berichten, dass sich jedes Mal schlagartig das Wetter von bewölkt zu sonnig geändert hat. Deswegen zog sich das Schreiben dieses Reviews etwas in die Länge, die Sonne muss ja ausgenutzt werden. Dafür haben wir gute Laune. Das ist doch schonmal was. Ob du dieses Album von der Krankenkasse erstattet bekommst, wissen wir nicht - unserer Meinung nach sollte es aber! So, Butter bei die Fische wieder Kieler sagt.

Tatsg waren ein Jahr im kreativen Schreib- und Aufnahmeprozess um sich der neuen Scheibe zu widmen. Mal eben 7 Musiker unter zu bekommen und ein Album zu produzieren welches allen Ansprüchen genügt kostet eine Menge Zeit und Kraft, hat sich unserer Meinung aber gelohnt. Mit “My Dear, My Darling” geht es gleich klassisch los. Die Posaune steigt gleich mal als Rhythmusinstrument ein und choreographiert die Beine auf Tanzkurs. Der Track ist ein super Opener, ermutigt er doch durch einfache Sing-a-Longs und ordentlich Druck zum Mitmachen. Wer danach nicht schon erwärmt ist, der hat nicht getanzt. Der Autor wird dieses Stück bei seinen Sportkursen jedenfalls als Teil des Workout-Soundtracks einbauen. “Take you home” reiht sich hier gleich in den Gute-Laune-Teil ein und zieht nochmal das Tempo gut an. Die Bridge des Songs lehnt sich an den Sham69-Klassiker “If the kids are united” an und verlangt regelrecht zum Mitsingen. Mit “Stand up! Fight back!” als Message ist das Stück allen gewidmet, die sich Missständen entgegen stellen. Faust hoch! “Timebomb” hat einen ganz besonderen Groove. Die Gitarre schwingt locker leicht, der Bass groovt sich einfach vom letzten Lied durch dieses Lied weiter ins Nächste, die Bläser setzen die Akzente und die mehrstimmigen Vocals und das leicht dreckige Kratzen von Sänger René erzeugt ein wohliges Feeling und durchaus etwas Gänsehaut.

Das vierte Lied hat uns dann endgültig gekauft. Hier hätte eigentlich irgendwo eine Warnung erscheinen müssen, “Campfire Light” ist ein verdammter Ohrwurm! Zum zugehörigen Video lassen wir einfach mal René reden: "Als Kieler Jung‘ am Strand aufzuwachsen war das Schönste, was ich mir vorstellen kann. Ob als kleines Kind oder später als Jugendlicher: Der Strand war permanenter Anlaufpunkt und im Sommer das zweite Wohnzimmer. Leider ist dieser Raum mittlerweile arg in Not: Vermüllung der Strände und Verschmutzung der Meere in einem unvorstellbaren Ausmaß bringen meine Heimat in große Gefahr. Mit ihrem unverantwortlichen Verhalten zerstören die Menschen systematisch die Meere und damit einen riesigen und wichtigen Teil unsere Öko-Systems. Müll und Schadstoffe verdrecken den Lebensraum vieler Tier und haben bereits mehrere Rassen ausgerottet. Mit unserem Video zu „Campfire Light“ wollen wir auf diese Missstände aufmerksam machen und dazu aufrufen, das eigene Verhalten zu überdenken. Handelt vernünftig und nehmt euren Müll mit, schmeißt keine Zigaretten-Stummel in dem Sand und verzichtet beim Einkauf auf Plastiktüten. Die landet früher oder später nämlich auch im Meer. Wir freuen uns, wenn wir euch einen Gedankenanstoß zu diesem Thema geben können und bedanken uns bei der Surf Rider Foundation, Sea Shapard und natürlich der Schaubude Kiel für ihre Unterstützung. Und wenn euch der Song auch noch gefällt: umso besser!"

Musikalisch spannend wird es dann in “Glory Days”. Beginnt das Lied schon fast gospel-artig, spielt sich die Truppe zum Ende hin zu einem Scream des Sängers in Rage. Die nächste Nummer “Regrets” ist eine solide Reggae-Nummer die uns erstmal nicht so vom Hocker reist, wahrscheinlich weil die Lieder davor uns nicht wirklich zu Atem kommen lassen haben. “Even if we are not the same, we are part of the same game” beschreibt ganz gut “Seed the fire” welches sehr mahnend daher kommt und eine komplett andere Stimmung einfängt. Aber wer sagt, dass Reggae ständig gute Laune haben muss? Eine Liebesnummer darf natürlich auch nicht fehlen. “Heart of the morning sun” ist eine schöne ruhige Ballade und hat absolute Daseinsberechtigung. Packt euch das ruhig mal auf eure Schnulzenplaylist! Liebevoll geht es weiter in “Show me” und in “Get up now” wissen wir nicht so genau, ob wir den Song als Hilferuf begreifen sollen oder als Aufruf, mal den Hintern hochzubekommen und aufzuhören, rumzujammern. “City of Gold” ist eine ordentliche Rocknummer und gefällt uns sehr gut. Hier wird der Rythmus etwas abwechslungsreicher, das tut dem Album ganz gut. Die Gitarren dürfen sich hier auch mal wieder in den Vordergrund spielen und so kommt es auch zu einem schönen Gitarrenpart und einem typischen Drum-Muster was zum Mitklatschen und “Hey! Hey” rufen anregt. Sehr schön!

Bei “State of Emergency” weichen die Rocker wieder den Reggaetanzern, nur das schnelle Tempo wurde mitgenommen. Hier zeigt die Kapelle ihr musikalisches Können nochmal richig und spielt sich gut aus. “Out tonight” wird noch einmal ruhiger und andächtiger und nimmt uns gedanklich zurück ins Jahr 1999. Die Band beschreibt unbeschwerte Zeiten und lebt das ganze musikalisch noch einmal auf. “Fire Island” beschließt mit “Burn in Hell” seine Geschichte. Hier wird die Liebe beendet, die mit “My Dear, My Darling” angefangen und mit “Heart of the morning sun” aufgeblüht ist. In einem Tune der sehr an einen typischen Lullaby erinnert wird die Liebe begraben - ein schöner Kontrast.

Mit “Fire Island” laden die Kieler “Tequila and the Sunrise Gang” zum Sommer ein. Ob mit Tanzschuhen oder gleich Barfuss, ob Rocker, Punker oder Reggae-Freund, hier kommt jeder auf seine Kosten. Tanzbare 14 Stücke mit kritischen Texten ermuntern zum Tanzen, Mitsingen und Nachdenken und werden garantiert Live überzeugen.