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Sum 41 und „Order In Decline“: Aggressiver als gewohnt

Dass Sum 41 irgendwie verlernt haben, sich vernünftige Grafiker für ihre Cover-Artworks zu engagieren, war schon bei „13 Voices“ (2016) klar. „Order In Decline“ ist da mit einem kitschigen Totenkopf samt Puppenspieler-Händen nicht besser. Doch wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt ein ordentliches Punkrock-Album zu hören, das sicherlich nicht das schlechteste ist, das die Band bisher herausgebracht hat.

Ruhig und melodisch beginnt „Order In Decline“ mit den ersten Sekunden des Titels „Turning Away“. Doch schon bald wird es laut. Nach dem instumentalen Teil beruhigt sich die Musik wieder, in der Strophe steht die weiche Stimme Deryck Whibleys im Vordergrund. Ja, weich. Das Raue, das die Stimme des Sum-41-Frontmanns durchaus auch hergibt, hebt er sich dann für den Refrain auf. Der ist natürlich wieder laut, schnell, leicht chaotisch. Auch ein Solo darf nicht fehlen. Das macht „Turning Away“ zu einem sehr würdigen Einsteiger in das siebte Album der kanadischen Pop-Punker. Das „Pop“ steht auch nur deswegen in der Genre-Bezeichnung, weil ihre Musik eben so melodisch ist. Manche mögen lieber Punkrock sagen oder vielleicht sogar Melodic Hardcore. Laut Waschzettel ist „Order In Decline“ das „heaviest and most aggressive album to date, while also being their most dynamic and raw“. Ein bisschen „heavier“ waren Sum 41 ja auf dem Vorgänger schon geworden („13 Voices“, 2016), bei dem erstmals seit zehn Jahren auch wieder Dave „Brownsound“ Baksh, Leadgitarrist seit Gründungszeiten, dabei war.

Aber hält der Waschzettel nun, was er verspricht? Ja, härter als andere Sum-Alben ist „Order In Decline“ definitv. Es ist lauter, teils schneller, aggressiver. Trotzdem fehlen auch die ruhigen Vocal-Parts nicht (wie zwischendurch in „A Death In The Family“), in denen Whibleys Stimme gut zur Geltung kommt. Wobei sie dann doch besser klingt, wenn er ein bisschen Aggressivität herauslässt. Kein Wunder, sollen es doch die ehrlichsten und persönlichsten Songs seiner Karriere sein. In ihnen dreht es sich um die Erfahrungen, die er in den vergangenen drei Jahren auf Tour gesammelt hat, um den Hass und Rassismus, den er dabei gesehen hat, und auch um die sozialen und politischen Unruhen in seinen beiden Heimatländern Kanada und USA.

Aber Album Nr. 7 ist nicht nur chaotisches Rumgeschrammel, sondern lässt gute Gitarren-Soli hören (ein Glück ist Dave wieder dabei!), auch Frank Zummo am Schlagzeug gibt bei seinem zweiten Sum-Album alles und beweist mit seinem abwechslungsreichen Spiel, dass er ein würdiger Nachfolger von Steve „Stevo 32“ Jocz ist.

Insgesamt zehn Songs beinhaltet „Order In Decline“, die sich teils langsam aufbauen („Heads Will Roll“) oder direkt in die Vollen gehen. Ein bisschen Sprechgesang darf bei Sum 41 natürlich auch nicht fehlen, gehörte schließlich immer dazu, ebenso ein galoppierender Rhythmus. „45 (A Matter Of Time)“ hat gleich beides zu bieten.

Auch eine Ballade, wie sie bei der Emo-Vergangenheit der Band („Pieces“) dazugehört, ist mit „Never There“ vertreten. Ein wenig quietschig klingt Deryck Whibley hier, da gab es schon bessere Songs. Trotzdem öffnet sich dieser gegen Ende auch schön und nimmt einen doch noch mit.

Nichts fehlt also auf diesem neuen Sum-41-Album. Der Waschzettel hält, was er verspricht. Insgesamt klingt „Order In Decline“ wie eine Mischung der letzten beiden Alben „Screaming Bloody Murder“ (2011) und „13 Voices“ (2016), nur noch mit einer Prise mehr Aggressivität. Nur an dem Artwork, daran könnte die Band noch arbeiten.

Fazit

7.6
Wertung

Während andere Pop-Punk-Bands auch mit Anfang 40 noch denken, sie seien College-Kids und zu kitschigen Akkorden ebenso kitschige Teenie-Texte spielen, ist es schön zu hören, dass Sum 41 den Absprung geschafft haben und sich auch in andere Richtungen orientieren.

Lara Teschers
7
Wertung

Die Pop-Punk-American-Pie-Zeiten von Sum 41 sind längst Vergangenheit. Die Musik hat sich seitdem stark gewandelt, gefällt mir auf ihre heutige Art und Weise aber keinen Deut weniger als der Sound von damals. Eingängige Tracks, vergleichsweise brachiale Riffs und ein gut dosierter Anteil an Modernität machen aus „Order in Decline“ ein Album, das dem großen Namen auf dem Cover absolut gerecht wird!

Mark Schneider