SUM 41 - 13 Voices

2016 ist das Jahr der Auferstehung - zumindest was alte Punkrock-Größen der 90er und frühen 2000er angeht. BLINK-182, GREENDAY und SUM 41 releasen neue Platten und lassen weltweit mittlerweile mitgealterte Fans ihre alten Bandshirts und Nietengürtel aus den hinteren Ecken der Kleiderschränke rauskramen. „13 Voices“ ist das neue Werk von SUM 41 und das sechste Album der amerikanischen Punkrock-Band.

Das neue Album ist laut Sänger Deryck Whibley das wichtigste und markanteste Album der Band - es hat ihm regelrecht das Leben gerettet. Der Alkohol- und Drogenmissbrauch während der erfolgreichen Jahre Anfang des Jahrtausends zeichnete den Werdegang der Band merklich und ging auch am Sänger nicht spurlos vorbei. „13 Voices“ ist so etwas wie ein Befreiungsschlag und eine Aufarbeitung der letzten Jahre als es Still um die Pop-Punker wurde. 2016 erschienen SUM 41 erstmals wieder auf einem europäischen Billing und jeder konnte sich über den aktuellen Status der Band beispielsweise auf dem Highfield Festival überzeugen. Ganz klar, dieses rotzige Esprit ist jetzt nur noch ansatzweise in den Shows zu finden - gerade bei Songs wie „In too deep“ erinnert man sich noch an die eigenen Teenager-Tage und setzt noch einmal diese „Skatepunk-Brille“ auf und reduziert die Falten des Sängers, ansonsten wirkt alles eine Spur gesetzter.

Gesetzer und ernster geht es auch in den Texten zu. „A Murder of all Crows“ ist direkt mal ein heftiger Einstieg in das Comeback-Album. Zunächst setzen verhalten Violinen das Stimmungsbild bis dann die Gitarren los zerren und Whibley gleich die erste Ansage losbrüllt. Die erste verbale Ohrfeige gilt allen Heuchlern und falschen Freunden, die nie das Maul aufbekommen haben. Kann man machen. Nach dem kurzen Einstand kommt die Band in „Goddamn I’m dead again“ richtig in Fahrt. Der Schlagzeug-Beat bringt die durchlöcherten Chucks in Bewegung und die Gitarren verlieren sich zwischen den Lyrics in einen regelrechten Singsang, den so recht niemand unterbrechen mag. Aber Whibley hat da noch ein Wörtchen mitzureden und so treten die Saiteninstrumente einen Schritt zurück und überlassen in „Fake my own death“ wieder dem Sänger die Bühne. Regelrecht morbide aber auch reflektiert lässt uns Whibley in seine Gedankenwelt eintauchen.

„You’ve got to take me away, because I wanna feel something thats’ real. help me escape, because I want to be left to be free. I want to fake my own death“

„13 Voices“ ist allerdings alles andere als ein depressives Album, sondern ganz im Gegenteil ein Beweisstück für den möglichen Erfolg von langem harten Kampf gegen seine Dämonen und Ängste. „Breaking the Chain“ und „War“ sind solche lebensbejahenden Tracks, sogar richtige Mutmacher. Allerdings sind die Tracks auch keine simplen Rezepte, wie man sich befreien kann, oder positive Songs, die man sich beim Spaziergang anhört und dann plötzlich therapiert ist. Whibley betont, dass ohne eigenem Antrieb und ohne Narben und einem gewissen Preis keine Wunderheilung zu erwarten ist.

Sum 41 haben mit „13 Voices“ ein ungewöhnliches tiefgründiges und ehrliches Album aufgenommen und dabei weitestgehend auf die alte Punkrock-Attitüden verzichtet. Es ist aber auch kein weichgespültes Heul-Album sondern zeichnet sich durch vielfältige Gitarren mit teilweise auch härteren Metal-Riffs und einem gewissen Groove aus. Diese Dynamik ist sicherlich Dave “Brownsound” Baksh zu verdanken, der nach langer Abstinenz zur Band zurückgekehrt ist. In der Mitte des Albums hatten wir einen sehr seltsamen Flashback - plötzlich hatten wir Linkin Park vor Augen als der Track „War“ in der Playlist spielte. Nunja, da hätten wir dann eventuell auch einen Track für das Radio, es sei der Band gegönnt. „13 Voices“ besteht prima neben den älteren Alben der Band und wird sich auch Live sehr gut anfühlen. Sum 41 gelingt ein gutes Comeback und wir hoffen, auch auf längere Zeit wieder von den Jungs zu hören.