Strawberry 3000 und „Merry Xmas from Strawberry 3000: 2.0“: Let’s get WHAMed!

Vaporwave wurde 2010 aus Witch House und Sea-Punk geboren. In verschiedenen Internetforen entwickelte sich die Musikrichtung und wächst seitdem unentwegt. Da ist es klar, dass es auch ein Weihnachtsalbum geben muss.
Vaporwave Kacke

Ein bisschen Geschichte vorweg. Vaporwave, wie erwähnt seit 2010 bekannt, ist ein global geborenes Genre. Quasi musikalische Völkerverständigung. Die meist anonymen Artists laden ihre Kreationen vom gesamten Planeten hoch und packen sie entweder frei ins Netz oder zu sehr günstigen Preisen auf Bandcamp und Co., wo es sich die Fans dann runterladen. Vaporwave ist eine Wortkreation aus dem alten Begriff „Vaporware“, was eine fiktive Ware ist, die den Markt ankurbeln soll, und Wave. Naja…Wave eben. Musik. Oftmals finden sich im Vaporwave auch antikapitalistische Motive wieder, wobei dies sehr oft auch ironisch eingesetzt wird. Im dazugehörigen VaporArt-Sektor, auch A E S T H E T I C S (ja, diese dusselige Schreibweise gehört dazu) genannt, ist es ebenso. Meist gibt es latente Kapitalismuskritik, garniert mit 80s-visuals, japanischer Popkultur und 90er-Chic. VaporArt ist bunt und schrill.

Zurück zu Wave. VaporWave ist, simpel ausgedrückt, eine Form des Remixens. Man nimmt meist Songs aus den 80ern und 90ern, zerstückelt, verlangsamt, streckt und loopt sie. Die Stimmen werden häufig arg verfremdet. Bekannte Vertreter sind Macintosh Plus, Blank Banshee, Corp., t e l e p a t h テレパシー能力者, g h o s t i n g, Saint Pepsi und TOYOTAセリカ. Als Begründer gelten James Ferraro und Daniel Lopatin, welche eher zufällig den Sound kreierten, der dann den Namen Vaporwave bekam. Mag es anfangs unwirklich und verrückt klingen, so kann man sich, wenn man sich darauf einlässt, sehr schnell in dem Sound verlieren und die hypnotische Wirkung der Loops genießen. Es gibt unzählige Untergenres wie VaporTrap, Hardvapour, Future Funk und MallSoft, welches beispielsweise. an die Musik in Einkaufszentren erinnert.

Strawberry 3000, ein aufstrebender VaporWaver, hat nun das Weihnachtsalbum „Merry Xmas from Strawberry 3000: 2.0“ auf Bandcamp hochgeladen und gibt auch dem geneigten Vapor-Fan die Möglichkeit, eine schöne Bescherung zu haben. Die Songs sind, wie sollte man es anders erwarten, kitschig und verträumt. Da findet man „Last Christmas“ von WHAM!, „‚Twas Love“ von Patti LaBelle oder „Christmas With You“ von Stephanie Mills. Genretypisch werden gewisse Parts oft gelooped und Stephanie Mills klingt zum Beispiel eher maskulin. Die kitschigen Glockenspiele kommen natürlich voll zur Geltung und aufgrund des bearbeiteten Sounds, hat alles diesen speziellen Vibe, als würde man einen Weihnachtsfilm aus den frühen 90ern gucken. Der typische Vaporwave-Vibe eben.

Die Songs steigen mittendrin ein, enden teils abrupt und gehen dennoch beinahe fließend ineinander über. Herr 3000 hat hier ganze Arbeit geleistet und sich sehr viel Mühe gegeben, die Songs passend zu schnippeln. Mit acht Songs ist das Album nicht sonderlich lang, aber erfüllt die ausreichende Kitsch-Dosis um weihnachtlich zu sein. Natürlich bleibt es am Ende des Tages eben Vaporwave und man muss es mögen und sich auf dieses Genre des Abstrusen einlassen können. Für Fans des Genres ist Strawberrys Weihnachtsalbum definitiv empfehlenswert. Wem g h o s t i n g zu strange ist, darf hier auch mal ein Öhrchen riskieren, da es eher an Macintosh Plus erinnert und noch zu den einsteigerfreundlichen Alben gehört. Es gibt keine wirklich herausragenden Eigenschaften des Albums und es ist relativ simpler Vaporwave, aber vielleicht macht es genau da alles richtig. Ist Weihnachten nicht das Fest, an dem man dem Kommerz auf Wiedersehen sagt und sich auf die einfachen Dinge beruft? Ne? Stimmt. Egal.

Das Album gibt es zum „Name Your Price“-Tarif. Wer also keinen Bock zu zahlen hat, macht das auch nicht. Seht es als Weihnachtsgeschenk und lasst dieses Album für die ganze Familie auf Dauerschleife laufen. Sie wird es euch danken. Weihnachtlicher Vaporwave ist genauso, wie man es sich vorstellt. Kitschig, schrullig und ziemlich ä s t h e t i s c h. Prinzipiell wäre es eine 10/10-Wertung, aber dann hauen mich meine Chefs, denn die haben Vaporwave noch nicht verstanden…hahaha…was für Trottel…scheiße. Hab ich das aufgeschrieben? Fuck…ähämm. Hey Lucio, Jakob…das war nur Spaß…versteht ihr doch, oder? Nein? Ja, ich…aber…nun seid doch nicht so! Was kann ich dafür, dass ihr keinen Geschmack habt?…seid doch barmherzig…es ist doch Weihnachten…nicht? Schade…die Rute wieder…ja…und eine Stunde Weihnachtsmusik aus dem Erzgebirge, gesungen von der Kelly Family und Daniel Küblböck… ja, ich verstehe. Aua.

Fazit

6.9
Wertung

A E S T H E T I C und weihnachtlich. Perfekt für die Feiertage und den Rest des Jahres.

Johannes Kley