Stimming x Lambert und "Exodus": Verträumt versimpelt

Ein DJ und ein Pianist machen zusammen ein Album. Das Ergebnis ist überraschenderweise völlig einleuchtend.
Stimming x Lambert Exodus Cover

Das kommt allerdings vor allem daher, dass Stimmung und Lambert es gut verstehen, sich der Welt des jeweils anderen anzunähern. Lambert hatte schließlich bereits auf seinen eigenen Alben stark mit synthetischen Elementen gearbeitet und so die warme Ästhetik seines Instruments den elektronischen Klangfarben angenähert. Dass das funktionieren kann hat nicht erst Ludovico Einaudi bewiesen, der mit seiner Minimal Music mittlerweile Arenen füllt. Anders als bei Einaudi und Lamberts Solo-Alben nimmt die Elektronik auf „Exodus“ aber einen wesentlich eigenständigeren Part ein. Stimming arbeitet dabei mit vielfältigen Samples, und so vernimmt man tickende Uhren und Herzschläge genauso wie klassische Schiller-Synthies.

All das sorgt für eine wundervoll berauschende Atmosphäre, die in nur zwanzig Minuten zwar überraschend schnell endet, aber trotzdem zum mehrmaligen Erlebnis einlädt. Ankreiden muss man den beiden Musikern nur, dass sie zwischen all der Schönheit in ihrem minimalistischen Sounduniversum die einschlägigen Kompositionsideen vermissen lassen. „Exodus“ kreist viel um sich selbst und entwickelt seine Melodien nur in ihrem Klangmantel weiter, und auch das nur gerade so viel, dass es auf keinen Fall wehtut. Das hat System und dient dem träumerischen Erlebnis ähnlich wie die progressive Entwicklung von House-Tracks, erreicht dadurch aber nicht die Qualität, die etwa ein Esbjörn Svensson in seine Werke legen konnte. Dennoch ist „Exodus“ ein absolut berauschendes Erlebnis, dass sich filigran seine eigene Nische erarbeitet. Besonders gelungen passiert das in „Trauerweide“ und „Grande“.

Fazit

6.8
Wertung

Starker Kurztrip in malerische Tongemälde, die ihr Soundideal sehr gut herausarbeiten, ohne sich zu überschlagen. Seicht, aber genau richtig.

Jakob Uhlig