Stick To Your Guns - Better Ash Than Dust

Ferne Welten, Kometen und Sterne schmücken das Cover der neuen EP der kalifornischen Hardcore-Band Stick To Your Guns. Die menschliche Silhouette auf diesem Bild scheint in diesem Universum fremd zu sein, nur ein Schatten ihrer selbst erinnert noch an irdische Dimensionen. Ein Sinnbild, dass den Sound von „Better Ash Than Dust“ treffend zusammenfasst. Denn den fünf Jungs aus Orange County gelingt es in einer Spielzeit von nur knapp 17 Minuten, ihre Hörer in immer weitere Kosmen aufsteigen zu lassen – dabei wird sich nur an ganz einfachen Mitteln bedient.

Schon im Opener und Titeltrack demonstrieren Stick To Your Guns großspurig, was ihre Musik so mächtig macht. Nach einem starken Einstieg mit wildem Core-Geriffe und keifenden Shouts von Sänger Jesse Barnett fährt die Soundgewalt mit einem Mal zurück, die Musik kommt zur Ruhe und mündet schließlich in einem groß angelegten Refrain, der einem förmlich das Gefühl gibt, hinaus ins Weltall zu fliegen. Dafür braucht die Band keine Wand aus Synthesizern, Orchestern oder ein gewaltiges Effektgewitter. Den Kaliforniern reicht eine verdammt gut geschriebene und eingängige Melodie, die mit der instrumentalen Untermalung perfekt harmoniert. Cleane Refrains sind hier kein erzwungenes Mittel der Gefälligkeit, sie stecken Stick To Your Guns ebenso im Blut wie die dreckigen Hardcore-Passagen, stehen im Einklang mit dem Gesamtbild und wirken zu keiner Sekunde aufgesetzt. Besonders hervorzuheben ist hier Barnett, der zwischen der ängstlich zarten Trauer eines Kindes und der wütend aufrührenden Aggression eines Revolutionskämpfers scheinbar jede Gefühlslage in seinen Gesang einzubauen vermag.

Auch wenn die fünf Songs der EP überwiegend dasselbe Rezept verfolgen, es funktioniert über die gesamte Dauer des Werks einfach hervorragend. Wenn die Band wieder und wieder die Kraft der hymnischen Refrains sucht, fühlen sich die Shouts dazwischen fast wie eine Atempause an. Aber eben nur fast. Die Energie der Songs schreit danach, sich zu bewegen, zu laufen und sich im Pit auszutoben. Dabei übersieht man beinahe die ebenfalls nicht zu verachtenden Songtexte, die sich verächtlich über die Gewalt in der Gesellschaft auslassen, sich dabei mal in wunderschön lyrischer Metaphorik verlieren, und mal klar und direkt ein nicht minder kraftvolles „What the fuck did you expect in a world that is unjust?“ abfeuern.

Mit der ersten Veröffentlichung auf ihrem neuen Label geben Stick To Your Guns ein gewaltiges Statement zu ihrer eigenen Musik ab. „Better Ash Than Dust“ findet zwischen Gangshouts, epischen Gesängen und rohem Hardcore immer noch den Ruhepol und die Struktur, die das Ganze zusammenhält. Herausgekommen ist dabei ein Werk mit viel Seele, Tiefe und Gespür, das Fans wie Neueinsteiger gleichermaßen lieben werden. Ein faszinierendes Universum, das 08/15-Hardcore keine Chance lässt, und dennoch seine Wurzeln nicht verliert. Die Reise ist sehr kurz geraten – und wird so umso zahlreicher wiederholt werden.