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Spiders und “Killer Machine”: Erstklassiges Classic-Rock-Futter aus Schweden

Das schicksalhafte dritte Album “Killer Machine” schiebt sich mit Leichtigkeit an die Spitze der Spiders-Diskographie. Trockener Classic-Rock, mal rotzig, mal nachdenklich und so gar nicht angestaubt.

Für Fans von Classic- oder Hard-Rock Bands wie Thin Lizzy, Deep Purple oder auch den Scorpions gibt es seit Jahren neues Frischfleisch. Vor allem wenn man nach Schweden schaut, haben sich Bands wie Dead Lord, VOJD, Honeymoon Disease und natürlich Blues Pills an die Spitze der Classic-Rock Welle gekämpft. Das ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs, Spiders standen bisher in der zweiten Reihe, besonders weil das Vorgängeralbum “Shake Electric” von 2014, verglichen mit anderen Veröffentlichungen, zu schwach war. Das alles ändert sich mit “Killing Machine”, diese Scheibe befördert Spiders mindestens auf Augenhöhe mit den oben genannten Bands.

“Shock and Awe” gibt direkt die Marschrichtung der Platte vor: straight nach vorne, wippende Füße und heftig nickende Köpfe inklusive. Und auch wenn das Stilkorsett natürlich eng geschnallt ist, schaffen es Spiders trotzdem jeden Song einzigartig und facettenreich zu gestalten. In jedem Song gibt es immer Elemente, die sofort hängen bleiben, Prädikat: Ja, Mann! Die Variationen und Stimmungswechsel erinnern mal an sehr frühe Queen (man vergleiche Spiders’ “Take What You Want” und Queens’ “Liar”!), mal atmen die fast schon cleanen Gitarren bei “Heartbreak” Blue Öyster Cult oder Eagles. Trotzdem klingen Spiders nach Spiders.

Mit “Killer Machine” ist diesmal auch ein lupenreiner Hit auf der Platte, mit tollem Aufbau, coolem und abgezocktem Refrain und starken Gesangslinien. “Like A Wild Child” ist die gute Art von eingängig: Das Ding ist tanzbar!

Alle Komponenten greifen ineinander, hier weiß jedes Bandmitglied genau, was getan werden muss, damit alles zusammenpasst. Jede Bassnote, jedes Drumfill ist da, wo es hin soll, ohne dass es gezwungen oder formelhaft wirkt, Sängerin Ann-Sophies großartiges Gefühl für Gesangslinien und Timing machen sogar den leicht cheesigen Titel “Don’t need You” zu einer sehr schönen Ballade.

“Killer Machine” klingt authentisch, ehrlich und bringt genau die Energie rüber, die man bei Classic-Rock rüberbringen muss. Das Album ist abwechslungsreich, die Songs wirken frisch und durchdacht ohne systematisch Klischees abzufrühstücken. Ein Rock’n’Roll Wohlfühlpaket das rundum glücklich macht.

Fazit

8.2
Wertung

Nachdem “Shake Electric” mich vollkommen kalt ließ, hat mich eine Live-Show überzeugt der Band nochmal eine Chance zu geben. Und wie sich das gelohnt hat! Jeder Song auf “Killer Machine” steht für sich und erzeugt dieses wohlig warme König-der-Welt-Feeling, welches für mich immernoch der beste Indikator für ein gutes Album ist.

Jonas Mönter