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Spanish Love Songs und "Buffalo Buffalo": Glänzender Dreck

Mit spanischen Liebesliedern haben Spanish Love Songs so wenig zu tun wie Donald Trump mit vernunftgemäßer Politik. Aber das muss ja auch nicht unbedingt sein.
Spanish Love Songs Buffalo Buffalo Cover

Ob man bei Spanish Love Songs wirklich von Etikettenschwindel sprechen mag, ist zumindest beim Anblick des wütenden Bullen auf dem Cover von „Buffalo Buffalo“ fragwürdig. Und schlussendlich ist man schließlich doch dankbar, wenn beim Start der EP nicht ein schmalziges „Despacito“, sondern energetischer Alternative-Punk aus den Lautsprechern dröhnt. Der ist über die Dauer der drei Songs dazu auch noch durchweg gut gestaltet. Das Quintett aus Los Angeles hat ein feines Gespür für ansprechende Melodien, verleiht seinen Ausbrüchen durch ruhigere Vorläufe die nötige Wirkung und setzt auf eine farbenfrohe Produktion, die viel lieber klotzt als kleckert.

So vermag der Opener und Titeltrack „Buffalo Buffalo“ eine luftige Gang-Hymne zu inszenieren, die in ihren Grundfesten wie eine wuchtigere Version von Abramowicz klingt. „The Boy Considers His Hair Cut“ klingt dagegen eher wie der High-School-Emo-Fetzen, den ehemalige Schüler zehn Jahre nach ihrem letzten High-School-Besuch in trunkener Melancholie verfasst haben. Das abschließende „Hot Faucet Cold Faucet“ erhöht seine Direktheit dann schließlich noch einmal und beendet das kurze Gastspiel mit roher Gewalt, ohne stumpf zu wirken. All das ist zwar eigentlich gutes Standart-Punk-Handwerk, kann sich aber durch seine Hochpolitur einige individuelle Noten sichern. So klingt „Buffalo Buffalo“ wie ein Werk, das eigentlich unglaublich dreckig sein müsste, aber gerade durch seine Sauberkeit an Klasse gewinnt. Irgendwie absurd, aber das ist der Bandname ja auch.

Fazit

6
Wertung

Spanish Love Songs tun gut daran, nicht bescheiden zu sein. "Buffalo Buffalo" zeichnet sich vor allem durch seinen großflächigen Sound aus, der zwischen all den im Dreck wühlenden Rotz-Punks angenehm auffällt. Das Songwriting könnte hingegen noch mehr Extravaganzen vertragen.

Jakob Uhlig