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The Sonder Bombs und „Clothbound“: Gelebte Diversität

Das Quartett The Sonder Bombs aus Cleveland, Ohio gründete sich im Jahr 2016 und veröffentlicht mit „Clothbound“ ihr zweites Studioalbum. Geprägt wird das Schaffen der Band durch einen abwechslungsreichen Sound und eine prägende weibliche Stimme.

Wo Schubladendenken keine Rolle spielt, männliche Bandmitglieder sich schminken und jegliches Klischeedenken beim Stil der Bekleidung über Bord geworfen wird, schlummert zumeist eine ganze Menge kreative Energie. The Sonder Bombs sind ein Paradebeispiel dafür, wie gelebte Diversität klingen darf und unterhalten kann. In dem Moment, in dem man nichts mehr darauf gibt was andere denken, wird der Weg frei für ein Album, welches auf vielen Ebenen wirkt.

Dieses Album sowie die Zeit um die Entstehung und die Veröffentlichung war und ist eine wirkliche Herausforderung für die Band um Frontfrau Willow Hawks. Wo bisher einfach veröffentlicht und losgetourt wurde, steht aufgrund der Corona-Pandemie alles still. Die Band musste sich also die Frage stellen, wie man über Social Media mehr Menschen erreichen kann, ohne den persönlichen Kontakt gänzlich zu missen. In einem Interview erzählte Willow jüngst, dass unter anderem TikTok zur Überbrückung dieser Distanz geeignet ist. Ursprünglich war die Veröffentlichung für den 12. Oktober 2020 geplant, diese musste aber ebenfalls aufgrund der Pandemie in den Januar 2021 verschoben werden. 

 

Wie ein guter Wein um weitere drei Monate gereift, weiß „Clothbound“ aber vor allem zu unterhalten. Wer gern weiblichen und vom Pop geprägten Alternative-Sound - wie zum Beispiel Pressclub, mit kleinen Ausflügen in Punk, Hardcore oder Ansätze des Metal - hört, darf The Sonder Bombs mit erfüllbaren Erwartungen anspielen. Im Verlauf der Platte eröffnen sich immer wieder Gedankengänge und musikalische Facetten, die nachklingen. „Crying Is Cool“ legt der Hörerschaft zum Beispiel ans Herz, Emotionen zuzulassen. Und dass das auch völlig in Ordnung ist. Der Titel beginnt schier unscheinbar und bringt anschließend einen wirklichen WOW-Refrain hervor. Auch das locker-flockige „What Are Friends Are For“ belegt nicht nur die Spielfreude der Gruppe, sondern auch das Gesangstalent von Willow. Demgegenüber stehen gefühlvolle Balladen wie „Scattered“ oder „The One About You“ und vervollständigen das Bild der Abwechslung innerhalb der zehn Titel.

Fazit

7.2
Wertung

"Crying Is Cool" hat es mir absolut angetan! Eine willkommene Abwechslung in meiner sonst männlich dominierten Punkrockwelt, von der man nie genug haben kann.

Mark Schneider