Reviews

SIND und „Irgendwas mit Liebe“: Bist du das, Robert Smith?

The Cure auf Deutsch? Obwohl bei dem Gedanken manch einer eine Augenbraue hochziehen oder ob des Vergleiches auch einfach fassungslos sein dürfte, SIND bieten auf „Irgendwas mit Liebe“ echte Gefühle und Authentizität. Aber leider auch viel Rauschen.

Das Intro schreckt zuerst mal etwas ab. Die Gitarre fiept, es ist beinahe unangenehm. Aber das hält Gott sei Dank nicht lang. Und überhaupt, auf dem Debütalbum von SIND sind die Instrumentals zweitrangig, einen kleinen Preis für Originalität haben die Jungs allemal verdient. Der Opener mit dem kurzen anstrengenden Intro, „Wir kommen irgendwann an“, ist wie eine ruhige Version von AC/DCs „It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock'n'Roll)“ - zumindest inhaltlich. Dabei bleiben sie aber komplett am Boden, sind charmant, bedienen sich nur selten an ironischen Superlativen, abgesehen von der Aussicht auf die Platinplatte. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden. Ganz einfach wird das allerdings nicht. Wie eingangs erwähnt sind die Instumentals auf dem Album eher zweitrangig. Das ist leider ein ziemlich dick unterstrichenes Aber. Denn obwohl dieses Album von seinen Texten lebt, macht die Begleitung das Album immer wieder zu einem Art Hintergrundrauschen. Von geschmeidig zu langweilig ist es ein kurzer Weg und beide Gleise werden auf Irgendwas mit Liebe gefahren. Der Titeltrack macht seine Sache wiederum sehr gut. Bei Sänger Arne macht sich echte Rührung bemerkbar, immer wieder mit einem Augenzwinkern untermalt, hier kommt dann der Robert Smith. Und der zieht sich dann auch mit durch. Auch instrumental traut man sich langsam etwas mehr und geht auch hier Richtung The Cure. Im gleich darauffolgenden „So allein“ behält man diesen Stil bei und hat gleich zwei Songs seit dem Opener, die man auch nach dem Hören im Ohr hat.

„Danke Kim“ nimmt dann wieder etwas Energie aus der Angelegenheit. Und auch Tempo. Grundsätzlich okay, aber hier vergisst man den Song noch während man ihn hört. Es fehlt einfach das gewisse Etwas, der Stempel, der einem Song seine Identität verleiht. „Betty Ford“ schafft genau das, trotz geschmeidigem Tempo. Dieses Stück könnte so auf einer Cure-Platte sein, ist sie aber nicht und wie SIND auf diesen Sound ihre Handschrift setzen ist etwas ganz Besonderes.

Und wieder wird der Stil im darauffolgenden Song weitergeführt, in „Wiener Liebeslieder“ wird sogar nochmal gefeilt. Das Ergebnis ist dann einfach romantisch, plakativ und nicht plakativ zugleich. Plakativ, einfach durch die musikalische Begleitung, die sich so verträumt im Hall verläuft und durch Arne, der sich auch voll auf diese Stimmung eingroovt. Nicht plakativ, weil der Text kein Liebeslied im klassischen Sinn ist, sondern mehr eine Danksagung an die Fans, hier repräsentiert von einer Person.

„Irgendwas mit Liebe“ ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite steht der groovige, musikalisch wie textlich eingängige Indie-Rock, andererseits, tja, andererseits weiß man nicht so ganz was der Rest ist, dafür bleibt einfach zu wenig hängen. Und obwohl auch da die Texte gut sind, auch bei großer Konzentration bleibt bei dem Zusammenspiel aus ziemlich eintöniger Begleitung, verbunden mit dem dazu passenden Gesang, nur ein weiches Rauschen übrig. Allerdings ist eine gute Basis vorhanden. Und wer den The-Cure-Stil so gut kann, der ist auch zu Höherem berufen.

Fazit

5.6
Wertung

Diese Robert-Smith-Attitüde macht zwar große Freude, trotzdem muss sich die Band entscheiden: Will man Vorband für Kettcar oder Andreas Bourani werden? Damit sollte wohl alles gesagt sein.

Moritz Zelkowicz