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Shvpes und „Greater Than“: Step By Step

Wieder so eine Band mit einem „V“ in der Mitte und man hat mal wieder keine Ahnung wie man sie jetzt richtig ausspricht. Aber Shvpes lenken davon recht effektiv ab, denn ihr Sophomore-Album „Greater Than“ macht Laune. Und zwar nicht nur dem Hörer.

Liebe Heavy Metal Nerds, wer ist Griffin Dickinson? Er ist der Sänger von SHVPES und Sohn von Iron Maiden Sänger Bruce Dickinson. Nun könnte man meinen, dass der Sohn versucht, in die musikalischen Fußstapfen des Vaters zu treten, dem ist aber nur bedingt so. Shvpes machen irgendwas zwischen Metalcore und Nu-Metal, so gar nicht Iron Maiden like. Aber das ist auch besser so, angesichts dessen, was Shvpes mit ihrem neuen Album „Greater Than“ geschafft haben. Ihr Debüt „Pain. Joy. Ecstasy. Despair“ war im Großen und Ganzen zwar ein solides Album, allerdings auch ein wenig zu glatt. Metalcore, der sich auf der Suche nach „Bring Me The Horizon“ ziemlich verrannt und auf die falsche Richtung verkopft hat. Doch „Greater Than“ setzt andere Schwerpunkte. Oder halt nicht. Das ist eben das Besondere, es setzt keine Schwerpunkte, es macht was ihm gefällt. Das mag an mancher Stelle der Platte ein wenig holprig klingen, es mag sogar ein zwei Sachen geben, die es vielleicht gar nicht unbedingt gebraucht hätte. Das Bong rauchende Hip-Hop Skit „Two Wrongs, No Rights“ beispielsweise, das beinahe ein wenig dilettantisch produziert klingt, als wäre das bereits der zwanzigste Take und die Bong, die man am Anfang des Skits hört ein jedes Mal auf neue geraucht worden. Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt an „Greater Than“, denn es gibt auch noch ein zweites Hip-Hop Skit, welches sich perfekt in das große Ganze hineinfügt.

Aber was ist das große Ganze auf dieser Platte? So wirklich beantworten kann man das nicht. Zu viel Verschiedenes beherbergt „Greater Than“. Viel Nu-Metal und Crossover Sounds, am kongenialsten umgesetzt in „Undertones“. Metalcore-Riffs, mit einer krachenden Double-Bass, unterbrochen von ruhigeren Synthie-Lines und Beats. Das fügt sich mit dem Gesang perfekt zusammen. Mit viel gutem Gewissen erkennt man aus Griffins Stimme sogar ein wenig seinen Vater, das kann aber auch Einbildung oder Wunschdenken sein.

Auch bloßes Abkotzen in Limp Bizkit-Manier klappt im Song „Someone Else“ nur ohne die ganzen „Fred Durst“ Attitüden. Hier kann man auch mal wen hervorheben, der wohl am seltensten Aufmerksamkeit bekommt: Bassist Grant Leo Knight, denn sein Spiel sticht so hervor, dass man es gar nicht überhören kann und es ist einfach der Wahnsinn!

Aber da ist ja auch noch ein Feature-Gast. Gefühlt jede Band, die mit Metalcore zu tun hat und in den vergangenen Monaten ein Album veröffentlicht hat, hat ein Feature von Trivium Frontmann Matt Heafy in der Tasche. Aber warum auch nicht, er macht seine Sache auch einfach verdammt gut und ist hier Mann für das Harte und Grobe und in „Rain“ macht er das einfach herausragend. Die perfekte Ergänzung.

Aber was macht „Greater Than“ denn nun wirklich aus? Denn mit dieser Betrachtung klingt es nach einem soliden Album, aber wo ist der der Punkt, der dieses Album hervorstechen lässt? Es ist der erhobene Mittelfinger. Auch wenn die Band es niemals so kommunizieren würde, so ist er doch deutlich zu erkennen. Shvpes machen ihre Musik auf „Greater Than“ so wie sie wollen und lassen sich nicht von Genregrenzen, Hypes oder Ähnlichem beeinflussen. Daher ist auch das eher ungeliebte Skit absolut zu verzeihen, einfach weil die Band Bock darauf hatte. Die Band fühlt sich offensichtlich wohl bei dem, was sie tut und das gibt dem Album etwas, was zu vielen Platten wirklich fehlt: Charakter.

Fazit

7.6
Wertung

Es ist schön zu sehen, dass eine Band auch mal an sich selbst denkt und ihre Mukke so macht wie sie eben jetzt will und nicht, wie es Fans oder Kritiker jetzt gerne hätten. Das dabei eine so starke Platte herauskommt, zeigt nur wie gut Shvpes wirklich sind.

Moritz Zelkowicz