Wortakrobaten gibt es in der deutschsprachigen Musikszene nicht erst seit den teils seltsamerweise glorifizierten „DeutschPoeten“ des RBB. Von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung über die Ärzte bis hin zu den Prinzen: Musikalische Relevanz kann durchaus auf kritischen Geräuschen zum Zeitgeschehen fußen, sie kann sich aber auch gleichermaßen mit einer Prise Humor und Selbstironie begnügen. Kommt beides zusammen, so sieht man sich mindestens mit einem Achtungserfolg konfrontiert. Und „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ geht sogar ein gutes Stück über jene Güteklasse hinaus.
Im Verlauf des Albums hat der Hörer wieder und wieder mit fiesen Ohrwürmern zu kämpfen. Dies mag an dem Zusammenspiel aus verspottend leichten Gitarrenspuren und dem Hang zu abstrus eingängigen Refrains liegen. „Die Welt geht noch nicht unter“ ist die sarkastische Antithese zu sämtlichen Weltuntergangspropheten und Verschwörungstheoretikern. Ein sommerliches Flair umspült urplötzlich das krisengebeutelte Jahr 2020 und sorgt für ein unwillkürliches Lächeln auf den Lippen. Gleiches gilt für „Manchmal“ – sofern Sprachlosigkeit als positive Auswirkung gewertet werden kann, dann ist dies hier der Fall. „Wir lieben uns und bauen uns ein Haus“ beginnt mit Songwriter-Allüren und biegt dann doch auf die Punkrock-Avenue ab. Sich der biederen Nachbarschaft anpassen? Gehen oder bleiben? Fragen über Fragen, die auch auf „Träume“ nicht abschließend geklärt werden können. Es handelt sich um eine gefühlte Reinkarnation von Deichkinds Befehl zum Größenwahn „Denken Sie groß“.