Rob Lynch - Baby I am a runaway

Zugegeben: Rob Lynch spielt keine Punk-Musik und schon gar nicht Metal oder Hardcore. Der sympathische Brite aus Stamford sieht seine musikalischen Wurzeln dennoch im britischen Punk und sein neues Album „Baby I’m a runaway“ kommt derartig unverkrampft und authentisch rüber sodass wir uns dennoch entschieden haben, hier das Album der Woche auszurufen.

Rob Lynch hat am 22. Juli sein zweites Album über Grand Hotel van Cleef veröffentlicht. Zum Label kam er ganz genau so, wie man sich das bei Solokünstlern mit Klampfe von der großen Insel so vorstellt - ein Auftritt im Pub und zufällig sind da Menschen mit einem Indie-Label. Ein paar Pints später, ein wenig Schnack und so ging es für Rob Lynch zum Hamburger Label. Es folgte eine Tour mit Thees Uhlmann und diverse Soloauftritte. Seine zweite Scheibe hat er nun mit Band geschrieben und aufgenommen und nimmt deutlich mehr Fahrt und Dynamik auf als noch sein erstes Album.

„Prove it“ ist der Opener und auch die erste Single und groovt sich sehr gut in den Hörkanal. Die Message ist so simple wie pragmatisch - wenn du etwas beweisen möchtest, dann mach es auch! Rob ging mit gutem Beispiel vorran und hat mit seinen Mitstreitern über ein Jahr lang hart an der Platte gearbeitet. Beim Release-Konzert verrät er uns, dass sein zweites Werk schon einige Zeit fertig ist und er unglaublich froh und stolz ist, endlich die ersten Lieder präsentieren zu können. Sichtlich erleichtert spielt er die neuen Lieder vor gut gefülltem Haus und wippt nur mit Gitarre und Mikrofon bewaffnet auf und ab. Damit bestätigt er den Höreindruck den man bekommt, wenn man sich seine CD anhört.

Hört man Rob sowohl auf CD als auch im Konzert zu, so bekommt man den Eindruck, dass er ein bodenständiger, sympathischer Zeitgenosse ist. Mit dem Track „Runaway“ öffnet er sich emotional und erzählt von seiner Rastlosigkeit. In „Selfish Bones“ geht er auch mit sich ins Gericht und entschuldigt sich bei Freunden und Familie für seine Phasen, in denen er zu egoistisch handelt. Musik als Selbstreflektion und Verarbeitung funktioniert und man kann diesem Rob am Ende auch gar nicht sauer sein. Hört man ihm so zu, ist er wohl der Mensch, mit dem man sich mal gut streiten kann, nur um dann zusammen ein Bierchen zu heben und sich zu versöhnen.

Instrumental ist Robs Musik kein komplexes Werk sondern einfach gehalten und einfach zu verstehen. Wenn es fröhlich wird, schwingen die Gitarrensaiten im lockeren Rythmus, wird es traurig und melancholisch, werden die Saiten gezupft. Die neu hinzugewonnene Klangtiefe durch die Band ist eher ergänzend als bestimmend, tut der Musik allerdings sehr gut. Sie hilft, die Musik von Rob Lynch weiter zu entwickeln und dynamischer zu werden. Davon hat schon Frank Turner insbesondere in den Live-Auftritten mit „The Sleeping Souls“ profitiert und wird sehr wahrscheinlich in der Dezember-Tour auch zu mehr tanzenden Füßen bei Rob Lynchs Konzertbesuchern führen.

„Baby I’m a runaway“ fängt den akkustischen Charm von Rob Lynchs Musik ein und vergrößert die Dynamik und den Ausdruck durch das gemeinsame Songwriting mit seiner Band. Entstanden ist ein idealer Soundtrack für einen längeren Roadtrip - wenn es nach Rob geht dann am Besten in seine schöne Heimatstadt Stamford. Das zweite Album öffnet hier großes Potenzial für Rob Lynchs musikalische Entwicklung. Für Fans von Frank Turner und The Clash empfohlen.