Reviews

River Becomes Ocean mit „A Motion Paralysed“: The Next Step

Es braucht für jeden Fortschritt einen Vorreiter. Sind River Becomes Ocean dem gewachsen und vor allem, ist „A Motion Paralysed“ das Paradestück, welches eine neue Genre-Richtung offenbart?

Da waren vier Jungs aus Brighton, die wollten Musik machen. Hart sollte sie sein, verbunden mit „cineastischem Sound“. Damit war aber nicht Filmmusik im Stile von Hans Zimmer oder Ennio Morricone gemeint, sondern sehr plastische elektronische Musik. Und siehe da, beides beherrschten sie fantastisch. Besonders der Spaß am Elektronischen ist zu erkennen, jedoch trauen sich die Jungs von River Becomes Ocean in ihren ersten Veröffentlichungen noch nicht, diese Ader auszuleben, besonders nach dem Mini-Szene-Erfolg mit Silverstein-Star Shane Told „What If I Say“. Doch nun ist 2018. Bands wie Bring Me The Horizon oder We Came As Romans haben Electro- und Synthie-Einflüsse im Metalcore nicht nur berühmt, sondern auch berüchtigt gemacht. Zeit um einen Schritt weiter zu gehen, so lautet anscheinend die Intention auf „A Motion Paralysed“. Brachiale Musik, die von Synthie-Beats unterstrichen und erweitert wird, hatten wir ja schon. River Becomes Ocean gehen jetzt noch weiter und lassen gleich mehrere Songs von Synthie- und Electro-Beats tragen. Allerdings fehlt der letzte Schritt, um das voll und ganz durchzuziehen. Mit „You Said“ starten sie einen mutigen Versuch, aber eben nicht mit der letzten Konsequenz. Und so bleibt er eben doch nur ein eher schwacher New Wave-Song. Aber immerhin tun sich die vier Briten in dieser Richtung schon leichter. Doch dieses Album schreit förmlich nach mehr, das Talent der Jungs verlangt nach etwas anderem. Im Track „Take My Hand“ versuchen sie es erneut, doch auch hier fehlt es zum Schluss an der letzten Konsequenz, den Electro-Part intensiver durchzuziehen. Einen Gänsehautmoment bietet allerdings das Piano im Break - absolut unerwartet, aber sehr effektvoll.

Doch das soll nun genug der Kritik sein, denn es gibt auch Tracks, die absolut alles richtig machen. „Face You“ ist zum Beispiel ein Metal-Track, bei dem die Chemie einfach stimmt. Der Song kommt ganz ohne Shouts aus und bleibt trotzdem wahnsinnig hart und intensiv. Drummer Dorian Neidhardt leistet ganze Arbeit und die Synthie-Hi-Hats im Intro und in der Bridge runden den Track noch ab.

Auch wenn „Addicted“ ein absolut wunderbarer Song ist, so wirkt er ein wenig wie ein Fremdkörper auf der Platte: zu sanft, zu melodiös und die Instrumente einfach zu klar. Das Problem ist nicht der stark poppige Stil, denn auch der steht der Band eigentlich sehr gut, der Track passt einfach nicht ins Gesamtbild.  Für „Silence Means Nothing“ hat man sich Liam Cormier von den Cancer Bats als Unterstützung geholt. Ein absolutes Metalgewitter, das kaum abflacht, bis es endgültig vorüberzieht: drei Minuten Gemetzel, das macht Laune.

Mit „Never Enough“ und „The Fall“ beweist die Band, dass sie die Sache mit den Electro-Beats doch gekonnt umsetzen können. Beide Songs basieren auf einer Synthie-Line, die sich in der Mitte des Tracks etwas verliert. Aber hier offenbaren River Becomes Ocean endlich, wie viel Talent sie in diesem Bereich haben. 

River Becomes Ocean haben mit „A Motion Paralysed“ viel Mut bewiesen, aber ein wenig mehr hätte gutgetan. Nichts desto trotz ist es ein großartiges New Wave Hardcore Album. Allerdings kann diese Band mehr als das, vielleicht versuchen sie es ja noch mal.

Fazit

6.8
Wertung

Ich muss mir wohl eingestehen, dass ich mir von der Platte etwas anderes erwartet hatte. Besonders, da die Electro-Elemente live deutlich intensiver zur Geltung kamen als auf der Platte. Hier wurde zwar nichts Revolutionäres geschaffen, wie die Singleauskopplungen es vermuten lassen konnten, aber ein starkes Album ist es allemal geworden.

Moritz Zelkowicz