Reviews

Prophets Of Rage - die konstruierte Revolution

Auch wenn Tom Morello, Brad Wilk und Tim Commerford sich jetzt anders nennen, versuchen sie mit aller Gewalt, nichts Anderes als ein Aufguss von Rage Against The Machine zu sein.
Prophets Of Rage Cover

Das sieht ja zur Zeit alles ganz schön düster aus in den USA. Da ist so ein wandelndes Satire-Objekt namens Donald Trump doch tatsächlich Präsident geworden und lässt wirklich keinen gesellschaftlichen und rassistischen Fauxpas aus. Die Welt hat eine revolutionäre Band wie Rage Against The Machine wohl lange nicht mehr so dringend gebraucht wie jetzt. Nun, da lassen sich die Crossover-Veteranen natürlich nicht lange bitten. Zumindest fast, denn Zack De La Rocha hatte auf diesen Zirkus wohl von Anfang an keinen Bock mehr. Aber macht ja nichts, die Raps müssen dann eben Chuck D und B-Real richten. Und so waren die Prophets Of Rage geboren. Schnell eine riesige US- und Europa-Tour auf die Beine stellen, den roten Stern überall möglichst prominent präsentieren, mit der Deluxe-Version des Debütalbums eine Sturmmaske für richtig aufmüpfige Revoluzzer verkaufen. Auf den Konzerten dann kaum politische Ansagen machen, sondern einfach ein „Fuck Trump“-Schild in die Luft halten und lieber auf altbewährte Rage-Klassiker als auf neue Wagnisse zurückgreifen. Zack, so geht Aufstand heute.

Naja, und nach einem Jahr als Rage-Against-The-Machine-Coverband ist nun also auch eine selbstbetitelte Platte da. Und ja, die ist leider so uninteressant, wie man nach dem aufgeblasenen Vorspiel erwarten konnte. 1992 war die Instrumental-Armada Morello-Commerford-Wilk noch völlig unantastbar. Das scheint das Trio allerdings zum Anlass genommen zu haben, ihre Rezepte auch nach 25 Jahren nicht zu ändern. Auch wenn die drei diesen Vergleich nicht gerne haben: Ihre Musik ist ohne den geringsten Zweifel Rage Against The Machine. Nur, dass Morellos Riffs 2017 zunehmend energieloser und uninspirierter klingen. Kurz aufhorchen lässt lediglich das verspielte Frickel-Intro von „Legalize Me“ und die sphärische Tremolo-Eröffnung aus „Take Me Higher“. Aber selbst diese beiden Momente driften nach wenigen Sekunden wieder in gewohnte Gefilde zurück. Sicher ist schließlich sicher.

Klar, so richtig mies ist das alles zwar nicht, Spannung will aber trotzdem zu keinem Zeitpunkt aufkommen. Die müde Rap-Performance von Chuck D und B-Real trägt da auch nicht gerade zu einem aufregenderen Sound bei. Monoton und unaufgeregt arbeiten die beiden ihre blutleeren Phrasen routiniert und gelangweilt ab. Immer gerade so engagiert, dass das alles noch ebenso solide ist. Die Revolution muss ja schließlich pünktlich zum Release auf die Leute einbrechen. Und was macht eigentlich DJ Lord, der ja offenbar auch Teil der Band ist? Bis auf den gezwungen Scratch-Skit „Counter Offensive“ eigentlich nichts.

So endet „Prophets Of Rage“ unspektakulär mit dem Closer „Smash It“ und der Frage: „Das war’s?“ Gut, der Rage-Trademark-Sound ist bis heute unantastbar, kann aber auch nicht mehr überraschen, der Rap ist allenfalls zweckmäßig, und über hohle Parolen kommen nicht einmal die Texte hinweg. Nach Revolution klingt das alles nicht. Body Count haben in diesem Jahr bereits bewiesen, dass Crossover mit stichhaltigen Texten auch heute nicht tot ist. Und was macht eigentlich Zack De La Rochas Solo-Debüt? Dessen erste Single „Digging For Windows“ war bereits spannender als alles, was diese Platte zu bieten hat.

Fazit

5.1
Wertung

So sehr es die Prophets Of Rage auch vermeiden wollen - man kommt wohl kaum umhin, beim Genuss ihres Debütalbums den alten Rage Against The Machine hinterherzutrauern. Ja, einen Aufstand haben wir wohl wirklich nötig - aber muss der so langweilig klingen?

Jakob Uhlig