Um diese in ihrer Anzahl wenigen, aber bedeutenden Unterschiede zu benennen, bedarf es einem Blick hinter den Vorhang der Oberflächlichkeit. Bedingt kann man die Aussage, keiner der Titel von "Endless Motion" würde beispielhaft auf "Wasted Energy" auffallen zwar stehen lassen, und doch steht ein qualitativer Unterschied darüber. Die Musik der Australier bleibt zwar in sich rau, energiegeladen und an manchen Stellen sogar aggressiv in die Studiomikrofone gebrüllt, die Produktion ist jedoch deutlich sauberer. Es kratzt deutlich weniger als auf den vorangegangenen Releases. Der einst in diesem Fanzine beschriebene Effekt, Natalies Gesang würde wie mit einem Spielzeugmikrofon am Kinderkassettenrekorder aufgenommen klingen, wurde mit Feinschliff und Finesse entschärft. Diese Entschärfung war nicht unbedingt notwendig, schadet der Musik aber auch nicht.
Natalie nimmt auf "Endless Motion" immer mal wieder die Energie aus der Stimme, um Strophen mehr zu sprechen als zu singen ("Untitled Wildlife" oder "Less These Days"). Das unterstreicht den Kontrast, der sich bietet, wenn die dazugehörigen Refrains dann wieder Tempo aufnehmen und lauter werden. Die meiste Zeit verbringen Press Club aber in gewohnter Manier damit alles zu spielen, aber keine Ballade. Das Album kommt, entgegen dem Trend, ohne eine einzige davon aus. Stattdessen gibt zehn neue, satte Nummern der australischen Gruppe. Klang "Late Teens" als Debütalbum noch relativ roh, scheint die Band zwei Alben später die Balance zwischen rauer Musik und rauer Produktion gut gefunden zu haben, ohne zu viel Power herauszunehmen. Solange die nächste Veröffentlichung diesen Bogen nicht überspannt und komplett ausgewaschen wird, ein absolut vertretbarer Prozess. Bleibt nur abzuwarten, ob der Nachfolger von "Endless Motion" bereits 2023 in den Startlöchern steht, oder wieder freiwillige oder unfreiwillige Zeit zum Reifen fällig wird.